Nachhaltigkeit in der Medienbranche

"Grüne" Fragestellungen beschäftigen die Medienbranche

„Grün“ liegt im Trend und greift für die gesamte Wertschöpfungskette

Immer deutlicher zeichnet sich der Trend zu mehr Nachhaltigkeit in der Film- und Medienbranche ab. Gerade erst lud die Deutsche TV-Plattform zur Media Innovation Platform nach Berlin, jetzt steht mit der Mediatech Hub Conference 2022 Ende September in Potsdam-Babelsberg der nächste „grüne“ Themenschwerpunkt für die Branche fest. 

Am 5. Juli fand die 5. Ausgabe der Media Innovation Platform unter dem Motto „Going Green“ in den Räumen der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin statt. Eine zentrale Fragestellung des von der Deutschen TV-Plattform initiierten Events lag darin, wie die gesamte Wertschöpfungskette im Medienbereich, von der Produktion über die Distribution bis hin zum Empfang, nachhaltiger gestaltet werden kann. 

 

 



Mehr zum Thema Nachhaltigkeit auf fktg.org

 

 


 

„Going Green“ in der Film- und TV-Produktion

Im Rahmen der Diskussion kamen unter anderem die bisherigen Initiativen im Bereich der Content-Produktion zur Sprache, zum Beispiel der Arbeitskreis „Green Shooting“, in dem deutsche Produzenten, Sender, Filmförderer und Verbände aktiv sind und schon seit Jahren gemeinsam für umweltbewusstere Filmproduktion eintreten sowie eigene Nachhaltigkeitstandards erarbeiteten. 

Diese selbstauferlegten Standards von „Green Shooting“ und die Nachhaltigkeitskriterien von Bund, Ländern und der FFA sollen nun vereinheitlicht werden. Bereits auf der Berlinale 2022 im Februar gaben dazu die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth, die Filmförderungen der Länder, die FFA und der Arbeitskreis „Green Shooting“ gemeinsam bekannt, dass man sich auf Ökologische Mindeststandards (ÖMS) bei der Filmproduktion verständigt habe.

Diese gemeinsamen ÖMS sollen ab 1. Januar 2023 bundesweit in allen Förderrichtlinien sowie bei den Partnern des Arbeitskreises „Green Shooting“ gelten. Dabei sei auch ein gemeinsames Nachweis- und Prüfsystem als Kontrollinstanz geplant. Filmproduktionen, die diese Mindeststandards erfüllen, sollen demnach eine Auszeichnung mit dem einheitlichen Label „green motion“ erhalten.

Die Ökologischen Mindesstandards umfassen unter anderem die Verwendung von Ökostrom, konsequente Mülltrennung am Set, Umstellung auf LED-Scheinwerfer, die Nutzung umweltfreundlicher Fahrzeuge sowie der Verzicht auf Kurzstreckenflüge und Einweggeschirr. Eine fachliche Beratung zum Thema Nachhaltigkeit sowie das Erstellen eines CO2-Fußabdrucks sind ebenfalls verpflichtend, will man das grüne Nachhaltigkeitslabel für seine Produktion erhalten.

Doch nicht nur die Produktion, auch die Distribution der Inhalte wurde in puncto Einsparpotential auf den Prüfstand gestellt, etwa beim Videostreaming. So wurden die Ergebnisse des gemeinsamen Projekts „Eco Streaming“ von T-Labs Deutsche Telekom und Fraunhofer FOKUS, im Rahmen der Media Innovation Platform vorgestellt: Videostreaming macht einen sehr großen Teil der Anwendungen im Internet aus. Messungen auf Serverseite und mit unterschiedlichen Geräten zeigten, dass unter anderem die Auflösung eine entscheidende Rolle spielt: Ein UHD-Stream benötigt etwa dreimal soviel Energie wie ein HD-Stream. Es gebe aber zu wenig detaillierte Daten zum anwendungsbezogenen Stromverbrauch für Videostreaming im Fest- und Mobilfunknetz. 

Video-Streaming und Endgeräte grüner gestalten

Hinsichtlich der Empfangs- und Endgeräte rückte die neue EU-Verordnung „Ecodesign for Sustainable Products Regulation“ in den Fokus. Diese zeige eine Entwicklung hin zur Kreislauforientierung und weg von bisher gültigen linearen Vorgaben. Die am am 30. März 2022 vorgeschlagene Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte ermöglicht die Festlegung zahlreicher Anforderungen, u. a. mit Bezug auf:

  • Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Nachrüstbarkeit und Reparierbarkeit von Produkten
  • Stoffe, die die Kreislauffähigkeit hemmen
  • Energie- und Ressourceneffizienz
  • Recyclinganteil
  • Wiederaufarbeitung und Recycling
  • CO2- und Umweltfußabdruck
  • Informationspflichten, einschließlich eines digitalen Produktpasses.

Auch die Entsorgung von Altgeräten  kam während der Diskussion zur Sprache.  Denn nur wenn diese fachgerecht entsorgt werden kann eine funktionierende Kreislaufwirtschaft greifen und die Rohstoffe entsprechend wiederverwertet werden.


„Sustainability, Cloud and The New Virtual“: Ausblick auf die MediaTech Hub Conference

An neuem Termin am 28. und 29. September 2022 widmet sich die MediaTech Hub Conference in Potsdam-Babelsberg ebenfalls der Entwicklung und Nutzung grüner Technologien als einem von drei zentralen Themen. So stehen zum Beispiel erste Erfahrungen mit den Green-Production-Maßnahmen sowie die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks beim Content-Streaming auf dem Programm.

Zum Thema „Clean IT & Green Production“ haben die Veranstalter jetzt mit Mercedes Eisert, CIO von Bavaria Film, und Mei Lin Fung, Mitbegründerin des People-Centered Internet, erste Speakerinnen bekanntgegeben. Mercedes Eisert wird die Teilnehmer auf den Weg von Bavaria Film hin zu nachhaltiger IT in der Medienproduktion mitnehmen. Mei Lin Fung wird über technische Möglichkeiten referieren, mit denen Video-Streaming deutlich CO2-ärmer gestaltet werden kann.

Im Rahmen der Konferenz wird es zudem einen Workshop zum Thema Green Film Production geben. Weitere Themen/Speaker sowie Informationen zur Anmeldung finden sich auf der Website der MediaTech Hub Conference 2022 #mth2022. Die Veranstalter haben sich übrigens auch selbst eine Nachhaltigkeitsrichtlinie vorgegeben. Diese findet sich hier

-AB
Bild: Gerd Altmann, Pixabay