SMPTE-Forum 2015

Hochrangige Experten und Entscheidungsträger diskutierten über die Chancen, Herausforderungen und offenen Fragen der Internet-basierten Verbreitung medialer Inhalte und Service Angeboten


In Kooperation zwischen SMPTE und FKTG fand mit Unterstützung der EBU vom 7.-8. Mai 2015 im Fraunhofer Forum in Berlin die internationale Konferenz “Entertainment Technology in the Internet Age – A European Perspective" statt.

Die Organisatoren der Konferenz: Dr. H. Hoffmann (EBU), J. Burghardt, Geschäftsführer der FKTG, P. Griffis (Dolby, SMPTE), Dr. R. Schäfer (Vorstand der FKTG), B. Lange (CEO SMPTE), Dr. S. Fößel, Vorstandsvorsitzender der FKTG (v. l.)

 

Führende Industrievertreter diskutierten über die Zukunft der Internet-basierten Distribution und Nutzung digitaler Medien in Europa.

Dr. Hans Hoffmann (Bild links), Leiter Media Fundamentals and Production Technology bei der EBU und Leiter des Programmkomitees der englischsprachigen Konferenz kommentierte:

„We covered a great deal of ground, delving into topics and technologies whose future is exciting, even if uncertain. Internet-delivered content plays a central role in a quickly growing array of compelling applications, in and beyond the world of entertainment. The SMPTE Forum 2015 afforded attendees a unique opportunity to hear from key players behind the continuing advance of content delivery in Europe from a technical or business perspective, as well as from a creative standpoint."

Chris Fetner  (Director of global content partners operations - Netflix, Bild rechts) eröffnete den ersten Tag mit einer Keynote über den Status der Internet-Unterhaltung in Europa. In einem Fokus seiner Rede betonte er die Notwendigkeit der Effizienzsteigerung bei der Verbreitung von Inhalten basierend auf offenen Standards, wie z.B. dem Interoperabel Master Format (IMF). Netflix setzt IMF bereits ein um eine effizientere Verteilung digitaler Inhalte sicherzustellen und wird kontinuierlich weitere technische Innovationen zukünftig vorantreiben.

Die Wichtigkeit von Standards wurde auch in einem weiteren Panel zur Produktion und Distribution von Unterhaltungsmedien im Netzt diskutiert. SMPTE Education Vice President Pat Griffis (Dolby), moderierte die Diskussion zwischen Robert Amlung (ZDF), Anil Kokaram (Google/YouTube) und Simon Fell (EBU), in der gemeinsam bestätigt wurde, dass Industrie Standards notwendig sind, um lineare Inhalte erfolgreich in nicht-lineare Angebote für die Internet-Verbreitung überführen zu können. Obwohl OTT Inhalte derzeit nur ca. 3% der Nutzung ausmachen wird eine hohe Steigerungsrate erwartet, worauf sich Broadcaster einstellen müssen und sie zu Investitionen in Technologien zwingen wird, die OTT-Dienste ermöglichen. Auch wenn die Aussage „Content is King“ nachwievor zutrifft, wird die zusätzliche Herausforderung zu lösen sein, eine Verbreitung von Inhalten mit hoher Bild- und Tonqualität preiswert und effizient zu erreichen.

SMPTE Governor Richard Welsh (CEO Sundog Media Toolkit) moderierte das Thema, wie der künstlerische Anspruch einer Produktion für den Zuschauer erhalten werden kann.

Prof. Touradj Ebrahimi (Swiss Federal Institute of Technology EPFL - Lausanne und Versammlungsorganisator des JPEG Komitees) präsentierte Werkzeuge, die es Kreativen und Künstlern ermöglichen, den Fokuspunkt eines Bildes so zu verändern, das er der veränderten Dramaturgie einer Geschichte angepasst werden kann, bevor sie zum Zuschauer übertragen wird. Virtuelle Realität (VR) wurde ebenfalls als Werkzeug für kreative Gestaltung von Handlungen erläutert und diskutiert. Es wurde aber auch darauf eingegangen, dass neue Werkzeuge dieser Art sehr leistungsfähige technische Plattformen benötigen, die heute noch nicht weit verbreitet sind. Auch die Frage, welche Displays und Bildgrößen dafür zukünftig wichtig sind, wurde erörtert.

Thomas Staneker (Leiter international TV technical service centre - Deutsche Telekom) leitete den zweiten Veranstaltungstag mit seiner Key-Note ein, in der er auf die Notwendigkeit der europaweiten Nutzung von Standards einging, auch wenn die Vielfalt der Formate und Inhaltstypen extrem groß ist. Staneker prophezeite, dass 2020 TV Produktionen und deren Verbreitung in der Cloud stattfinden werden, also in einem zentralen Datencenter und nicht mehr in einer klassischen Infrastruktur erzeugt werden. Er riet allen Broadcastern, ruhig aber nachdrücklich und pro-aktiv die Weiterentwicklung der technischen Infrastrukturen mit zu betreiben und voranzubringen.

Eine weitere, speziell der VR (Virtual Reality) gewidmeten Session wurde von Andrew Perkins (Norwegian University of Science and Technology) moderiert. VR Experten zeigten Beispiele aus der Forschung, die sich speziell mit VR in Netzanwendungen und der Reaktion von Zuschauern darauf beschäftigt. Mel Slater (Professor at ICREA-University of Barcelona) erläuterte, wie Menschen auf Eindrücke durch VR reagieren. Doran Friedmann (Sammy Ofer School of Communications – Israel) diskutierte, wie VR interaktive Dramaturgie und Erzählungsweisen ermöglicht und sogar digitale Zeitreisen denkbar macht.

Siegfried Foessel (Fraunhofer IIS) leitete die Themendiskussion zur Entwicklung von Audiosystemen im Internet zu denen Bernhard Grill (Fraunhofer IIS) und Matthieu Parmentier (FranceTV) ihre Erfahrungen beitrugen. Grill ging auf die unterschiedlichen immersiven Systeme ein, einschließlich Objekt-basierter Audio Systeme. Parmentier diskutierte die Herausforderungen für die Produktion und Distribution, den Einfluss von Metadaten und den Einsatz von Audio Rendering Systemen.

Anil Kokaram (Google/YouTube) leitete die Diskussion zur Frage, wie traditionelle Inhalte für das Web aufbereitet werden müssen. Todd Prives (Google) verwies auf heutige Cloud Rendering Systeme und auf die Wahrscheinlichkeit, dass diese zukünftig auch für die Feature Film Produktion eingesetzt werden. Derek Buitenhuis (Vimeo) ging auf die große Vielfalt von open source Tools für Rendering und Transkodierung ein und betonte nochmals die Notwendigkeit von Standards, die mit der raschen Zunahme dieser Software Tools mithalten muss. Renganathan Ramamoorthy (Chrome Media at Google) betonte die Notwendigkeit für eine adaptive Bitraten-Steuerung für unterschiedliches Nutzerverhalten. Auch wenn Kompromisse zwischen Bildqualität, Datenrate und Nutzerverhalten akzeptiert werden müssen.

In weiteren Diskussionen wurde regulatorische und gesetzliche Vorgaben für USA und Europa erörtert, die weltweit durchaus unterschiedlich sind.

HbbTV wurde als technisches System mit völlig neuen Nutzungsmöglichkeiten erläutert und mögliche Geschäftsmodelle diskutiert. HbbTV ist in Europa fest etabliert, in USA dagegen noch weitgehend unbekannt.

Die Bedeutung der sozialen Netzwerke für die Internet Unterhaltungsindustrie wurde ebenfalls eingegangen. Das Thema ist aber so umfassend und wert, dies in einer eigenen Konferenz nochmals im Detail beleuchtet zu werden.

Die Reaktionen auf das SMPTE / FKTG Forum 2015 waren einhellig positive. Die Auswahl der Themen, die Form der Organisation in Key-Notes, Präsentationen und Diskussionen und besonders die Präsenz sehr hochrangiger Redner hat allgemein beindruckt.

Bei Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung
Ihr Jürgen Burghardt
FKTG Geschäftsführer
E-Mail: office@fktg.org