RG Berlin-Brandenburg: Weihnachtskolloqiuum

Rainer Bücken berichtet: Weihnachtskolloquium der FKTG-Regionalgruppe Berlin-Brandenburg

Künstliche Intelligenz zwischen Gänsebraten und Eis mit heiß


Alle Jahre wieder: Die Berlin-Brandenburger FKTG-Regionalgruppe lädt in der Vorweihnachtszeit zum Weihnachtskolloquium. Neben einer gut gebratenen Gans und Eis mit heiß (gegen Kostenübernahme) gibt es auch spannende Informationen und muntere Gespräche.

Die beiden Regionalleiter Wilhelm Sommerhäuser und Joachim Dickmeis haben sich wieder um kompetente Verstärkung bemüht, haben Rainer Schäfer, stellvertretender FKTG-Vorsitzender und IRT-Geschäftsfeldleiter Mediendienste und Plattformen eingeladen, einige Themenfelder zumindest kurz anzureißen.

Themen gibt es reichlich, wie es in der Einladung für den Abend des 11. Dezember heißt: Künstliche Intelligenz, deren Auswirkung auf die Produktionsprozesse und Formate in Rundfunk und Fernsehen, auch 5G sowie Technik und Umweltschutz. So kann Rainer Schäfer da gut ansetzen, verteilt erstmal Grüße des Vorstandes und weist auf die nächste, die 29. Fachtagung der FKTG hin, die vom 8.-10. Juni 2020 in der Metropolis-Halle des Filmparks Babelsberg stattfindet. Dieses Jahr wird zudem der 100ste Geburtstag der FKTG gefeiert, wobei 1920 die Deutsche Kinotechnische Gesellschaft DKG als eine der beiden Vorläuferorganisationen der FKTG in Berlin gegründet wird. Die Fachtagung selbst wird zeitlich auf zwei Tage eingedampft, konzentriert sich auf die Zukunft der Medientechnologien, Branchentrends sowie neue technische und wirtschaftliche Herausforderungen. Allerdings laufen die Vorträge zweizügig – man wird sich entscheiden müssen. Hochschulforum und die Firmenausstellung bleiben wie gehabt. Für die Berlin-Brandenburger dürfte es ein Heimspiel sein.

Bei alledem gibt es auch Probleme. „Während wir die die Anzahl der Mitgliederfirmen in etwa halten können, ist die Anzahl der persönlichen Mitglieder seit einigen Jahren rückläufig“, muss Schäfer konstatieren, eine Entwicklung, mit denen die meisten Vereine zu kämpfen  haben. Auch hätten Versuche, Mitglieder im studentischen Bereich zu gewinnen, keinen durchschlagenden Erfolg gezeitigt. Im Internet-Zeitalter sei es schwierig, den Mehrwert einer Gesellschaft zu kommunizieren – „eine Veranstaltung wie das Weihnachtskolloquium ist ein gutes Beispiel dafür, wie man es auch machen kann“, so Schäfer zuversichtlich. Dabei gibt es auch Raum für Verbesserungen – der digitale Zugriff auf Vorträge von Regionalveranstaltungen könnte dazu gehören.

Nach dieser Einlaufkurve wird es inhaltlich, das Thema KI kommt auf den Tisch. Nun stand künstliche Intelligenz speziell im Fernsehbereich im Mittelpunkt der PTKO-Presseforen  während der letzten beiden IFAs. Doch hier haben neben Medien- nur Institutionsvertreter Zugang – und eben nicht die meisten der FKTG-Mitglieder. Daher trifft es sich gut, dass in unserer Zeitschrift FKT hierüber ein sehr ausführlicher und schöner Beitrag vom neuen und ebenfalls anwesenden Chefredakteur Martin Braun zu finden ist (FKT 10/2019, S.16-18).

Während des Kolloquiums können KI-Beispiele nur kurz angetriggert werden, so KI im Rundfunk und Fernsehen, speziell in den Archiven, KI gegen Fake-News oder KI in der Programmplanung. Mit Speech-to-Text-Algorithmen entstehen aus Gesagtem leichter recherchier- und nutzbare Texte. Ziel dieser Übung – so Schäfer, „entweder Kosten sparen oder mehr Output zu gleichen Kosten.“ Jedenfalls würde KI sicher Vorteile bringen.

Weiter geht es im Bereich Video-Datamining, etwas, was bei Google schon längst stattfindet, im Bereich der Medienarchive erst langsam aufgebaut wird. Es geht auch darum, Abläufe zu vereinfachen, komplette Schnittfolgen mit künstlicher Intelligenz zu definieren oder ein Studio nahezu ohne Personal zu betreiben. Stichwort Sprachverständlichkeit. Auch hier kann KI helfen, die zu verbessern, selbst bei fertig abgemischten Produktionen. Weitere Themen wären Fake-News- sowie Gesichtserkennung mittels KI. Autonomes Fahren geht ebenfalls nicht ohne. Das IRT wird weiterhin seine Aufgaben wahrnehmen, will auch künftig „Wegbereiter für innovative und praxisnahe Lösungen für mehr Qualität in den audiovisuellen Medien“ sein, auch wenn das infolge einiger kaum nachvollziehbarer Kündigungen durch Gesellschafter schwieriger werden dürfte. Zumindest an einem Tisch wird dazu ein Vorschlag diskutiert: „So wie die KEF Gelder für Landesmedienanstalten etc. zur Verfügung stellt, könnte auch das IRT bedacht werden. Dem Wohl und Wehe einiger Senderoberen wäre man dann nicht ausgeliefert. Über neue Finanzierungsmodelle nachzudenken macht Sinn – das Ende von SDTV über Satellit steht schließlich für Mitte 2020 an. Und da dürften Gelder freiwerden, die gut für künftige Innovationsprojekte einzusetzen wären…“ Allerdings – mit der Durchsetzung eines solchen medienpolitischen Paradigmenwechsels wäre selbst die ausgeklügelteste künstliche Intelligenz überfordert.