Am 30.08.2022 verstarb Prof. Dr.-Ing. Ulrich Messerschmid, der langjährige Direktor des Institut für Rundfunktechnik (IRT) und Lehrer an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) im Alter von 88 Jahren.
Prof. Messerschmid lenkte die Geschicke des IRT als einer der beiden Geschäftsführer von 1976 bis zu seinem Ruhestand im März 1998 – in einer spannenden Zeit, die von einer Vielzahl technischer und auch rundfunkpolitischer Neuerungen bei Rundfunk, Fernsehen und Film gekennzeichnet war. Bereits vor dieser Periode und auch in seinem Ruhestand war und blieb er der Branche stets eng verbunden.
Geboren 1934 in Berlin studierte er nach seinem Abitur Nachrichtentechnik zunächst in Stuttgart und dann München, wo er seine Diplomarbeit 1958 bereits bei dem ersten Direktor des IRT, Prof. Richard Theile, abschloss und als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut die Steuerung der Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Video-Digitaltechnik übernahm. Bereits damals zeigten sich seine Fähigkeiten und sein Engagement zur verständlichen Vermittlung von Wissen bei Vorträgen und Lehrtätigkeiten, sowie bei der verantwortlichen Organisation der wissenschaftlichen Publikationen des IRT. So war es nicht verwunderlich, dass er 1967 an die neu gegründete Hochschule für Film und Fernsehen in München als Assistent des dort ebenfalls tätigen Richard Theile und als Lehrbeauftragter berufen wurde. Er promovierte 1969 zum Thema „Bandbreitenreduktion bei der Fernsehübertragung mit Puls-Code- Modulation durch Verringerung der Abtastfrequenz“, wurde 1970 zum außerordentlichen und nach weiteren vier Jahren zum ordentlichen Professor an der HFF berufen. 1976 kehrte er nach dem frühen Tod von Prof. Theile als Direktor zurück in die Geschäftsleitung des IRT, für die er bereits zuvor als wissenschaftlicher Berater tätig war. Der HFF blieb er aber weiterhin als Leiter der Abteilung II Technik aktiv verbunden und übernahm dort sogar von 1984 bis 1992 für zwei Amtszeiten die Funktion des Vizepräsidenten.
Mit der Leitungstätigkeit im IRT übernahm Ulrich Messerschmid Aufgaben zur Vertretung des Rundfunks im nationalen und internationalen Bereich. Als Vertreter in der Technischen Kommission von ARD und ZDF koordinierte er mit Sachverstand und klaren Aussagen die Aufgaben des Instituts mit dessen Gesellschaftern. Ein besonderes Anliegen war ihm immer die internationale Verbindung des Rundfunks im Rahmen der Europäischen Rundfunkunion EBU, wo er bald als stellvertretender Vorsitzender die Working Party V „Neue Systeme und Dienste“ steuerte und schnell als Vertreter von ARD und ZDF in den Vorstand des Technical Committee gewählt wurde. Aufgrund seines außerordentlichen Engagements, seines Sachverstandes und seiner klaren, vermittelnden Art war es nicht verwunderlich, dass er dann ab 1991 bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben zum Vorsitzenden dieses höchsten technischen Gremiums der EBU gewählt wurde.
In dem gesamten Portfolio seiner Arbeitsbereiche schlug sein Herz immer ganz besonders für „das gute Bild“. Das zeigte sich neben der Wahl seiner beruflichen Schwerpunkte in einer Vielzahl von nationalen und internationalen Veröffentlichungen – vor allem, und nicht nur, in den Rundfunktechnischen Mitteilungen RTM des IRT, der Fachzeitschrift FKT und Publikationen der EBU. Kennzeichnend für seine Veröffentlichungen war oft die Klarheit, mit der er aktuelle „Hypes“ aufgrund seines breit gefächerten Interesses und Wissens in einen übergeordneten Kontext einzuordnen und zu bewerten wusste. Natürlich gestaltete Ulrich Messerschmid auch die FKTG als aktives Mitglied, davon 1982 bis 1990 im Vorstand und als wissenschaftlicher Leiter der Fachtagungen. Er wurde 1996 zum Ehrenmitglied der FKTG ernannt. Ulrich Messerschmid war eine beeindruckende Erscheinung mit der nicht wegzudenkenden Fliege als Markenzeichen. Doch seine umfassende Kompetenz drückte sich vor allem in seinem souveränen Umgang mit Menschen, seinem technischen Wissen und auch in seiner Fähigkeit aus, Details durch unermüdliches Nachfragen auf den Grund zu gehen. Dafür sind ihm sicherlich viele Konferenzteilnehmer dankbar. Und sein Interesse ging weit über die Rundfunktechnik hinaus: musische Bildung, Kunst und Kultur waren ihm ebenfalls immer ein Anliegen. Besonders freute es ihn, wenn er einmal beides auf einer seiner Reisen verbinden konnte.
Mit dem Austritt aus dem aktiven Berufsleben war sein Interesse an Rundfunk, Fernsehen und Kino bei weitem nicht beendet. Er verfolgte die Entwicklungen sachkundig bis in das hohe Alter, war regelmäßig bei den wissenschaftlichen Kolloquien des IRT anzutreffen und nahm auch bis fast zu seinem Tode an vielen Veranstaltungen der HFF teil.
Wir verlieren mit Ulrich Messerschmid einen Menschen und Kollegen in der Branche, der die Entwicklung von Rundfunktechnik und Film im nationalen und internationalen Bereich während der spannenden Zeit der Digitalisierung maßgeblich mitgeprägt und mitvermittelt hat, dabei aber auch immer Generalist und Mensch geblieben ist.
Rainer Schäfer, am 7.9.22