Mobile Produktion mit 5G

Markus Berg, Smart Mobile Labs

Markus Berg von Smart Mobile Labs über seine persönlichen Eindrücke auf der Hamburg Open 2023 und was uns in Sachen mobiler Produktion mit 5G noch bevorsteht.


Der erste Eindruck von der Hamburg Open 2023?
Es war allgemein sehr viel los. Sowohl die Messe als auch das Networking-Event waren extrem gut besucht. Ich war zuletzt vor einigen Jahren beim Event dabei und war positiv überrascht über die Entwicklung. 

Man kann die Veranstaltung als eines dieser „Familientreffen“ bezeichnen, die unsere Branche so besonders machen. Gleichzeitig war das Besucherspektrum sehr breit, von jungen Leuten bis zu den „alten Hasen“ aus verschiedenen Bereichen, waren alle nach Hamburg gekommen.

Und Smart Mobile Labs waren zum ersten Mal als Aussteller dabei. 
Richtig, wir haben unser 5G-Produktionskit mitgebracht. Der von uns entwickelte „5G Anhänger“ ist für flexible Außeneinsätze geeignet und lässt sich leicht transportieren. Er funktioniert sowohl zusammen mit einem privates 5G-Campusnetz als auch mit einer Anbindung an das öffentliche 5G-Netz. 

Für die Produktion selbst werden handelsübliche Smartphones/Tablets eingesetzt, auf denen unsere Kamera-App bzw. die „Director“-App für den Regisseur installiert ist. Damit lassen sich dann die verschiedenen Kamera-Streams zum gewünschten Playout-Output steuern.

Das System haben wir gerade vor ein paar Tagen erneut auf den Ortenauer Narrentagen in Offenburg vor Ort gemeinsam mit dem SWR im Einsatz gehabt.

Um das gemeinsame Projekt ging es ja auch beim FKTG-Vortrag gemeinsam mit Ralf Baron.
Ja genau, wir haben beim SWR in Baden-Baden im Rahmen des „5G Campus Projekts“ ein eigenes 5G-Campusnetzwerk eingerichtet, um zu testen inwieweit 5G die drahtlose Remote-Produktion unterstützen kann.

Mit der mobilen 5G-Basisstation ist eine Live-Berichterstattung vor Ort auch ohne große Vorbereitungszeit und mit wenig Equipment möglich. Neben der Flexibilität spielt hier natürlich auch eine mögliche Kostenersparnis eine Rolle, denn gerade für kleinere lokale Events lohnt sich die Entsendung eines Ü-Wagens nicht. 

Das Team von Smart Mobile Labs auf der Hamburg Open 2023
Das Team auf der Hamburg Open 2023

Was waren im Zusammenhang mit der 5G-Produktion via Smartphone die häufigsten Fragen? 
Mit Abstand am häufigsten kam die Frage nach den benötigten Endgeräten und natürlich die Anbindung an die Produktionssysteme.

Mi., 01.02.2023 - 12:50

Wichtig ist bei den Mobiltelefonen, dass sie 5G-Standalone (SA) nutzen und nicht das aktuell gängige 5G-NSA (Non-Standalone). Aktuell ist das zum Beispiel beim Nokia XR 20 oder dem Samsung S22 der Fall. Apple hat dies ebenfalls für seine Neuentwicklungen angekündigt und auch Sony ist wohl dabei, seine Geräte entsprechend zu rüsten.

Auch wichtig ist es, darauf zu achten, welche Frameraten man für die Produktion benötigt und diese entsprechend vorher einstellt und prüft, ob die Smartphones diese unterstützen.

Persönliche Einschätzung: Wie geht es mit 5G in der Produktion weiter?
Im Moment ist es noch so, dass für eine nomadische live Produktion mit hohen garantierten Bandbreitenanforderungen und niedrigem Delay ein privates Campusnetz von großem Vorteil ist. Die Vorlaufszeit (Erteilung einer Kurzzeitlizenz durch die BNetzA) dafür beträgt im Moment circa zwei Wochen. Eine mögliche Lösung für Carrier-Netze wäre das 5G Slicing, um auch auf öffentliche Netze mit guter Qualität zugreifen zu können.

Im Moment wird zwar viel darüber geredet, aber richtig verkauft wird es wohl noch nicht, auch nicht bei den großen Anbietern wie Telekom oder Vodafone. Und auch der 5G-Ausbau hängt noch in manchen Gebieten etwas hinter den Erwartungen zurück.

Wenn diese Voraussetzungen noch erfüllt werden, dann steht einer Vielzahl neuer Einsatzbereiche bei Live-Übertragungen nichts mehr im Wege. Für die Zuschauerinnen und Zuschauer könnte von Orten berichtet werden, die jetzt aus Kostengründen nicht berücksichtigt werden. Und auch für Anbieter von mobilem Produktionsequipment ergeben sich dabei neue Geschäftsmöglichkeiten.

-AB
Bilder: Markus Berg, Smart Mobile Labs