„KI schafft viele neue Möglichkeiten“

Prof. Dr. Sylvia Rothe, HFF

Interview mit Prof. Dr. Sylvia Rothe, Lehrstuhl für KI in der Medienproduktion an der HFF München.


Sie sind in Ihrer Laufbahn von der Mathematik und IT zum Filmemachen und schließlich zur Medientechnologie gekommen. Wie und wann hat sich das Interesse am Schwerpunkt KI entwickelt?

Für mich als Mathematikerin ist das Thema KI grundsätzlich nichts Fremdes oder Ungewöhnliches. Viele Forschende, die sich mit KI-Modellen beschäftigten, kommen aus dem Bereich der Mathematik. Schön ist, dass ich das Thema jetzt mit dem Filmemachen verbinden kann. Damit schließt sich sozusagen der Kreis.


Seminarreihe KI-nema: KI für Medienschaffende der HFF

immer mittwochs 17:30 Uhr, in der Regel über Zoom

  • 1. Mittwoch im Monat: KI – Sprechstunde (Q&A) 
  • 2. Mittwoch im Monat: Themenspezifische Veranstaltungen
  • 3. Mittwoch im Monat: Open KI-Lab (ohne Zoom)
  • 4. Mittwoch im Monat: Technische Tutorials, KI-Basics

- nicht in vorlesungsfreier Zeit - 

Themen 2023

  • Februar: KI und Lehre
  • März: vorlesungsfrei
  • April: Bild- und Videogenerierung
  • Mai: 3D-Modelle und 3D-Welten
  • Juni: Musik und Audio
  • Juli: Rechtliche und ethische Aspekte

Aktuelle Übersicht auf der Website der HFF.


 

Wenn man sich das Echo anschaut, das ChatGPT ausgelöst hat, gewinnt man den Eindruck, bei der Entwicklung von KI-Modellen geht es vielen nur um Höher, Schneller, Weiter. Noch mehr Content, in noch kürzerer Zeit, zu einem Bruchteil der Kosten. Muss sich Qualität künftig anders definieren?

Ja, die Konsumierenden werden ein ganz neues Bewusstsein für Qualität entwickeln, aber das passiert auf natürliche Weise. Sicher wird dank frei zugänglicher KI-Lösungen zunächst eine Flut an Content entstehen, wie wir das ja im Moment bei ChatGPT oder auch KI-unterstützter Bildgenerierung sehen. 

Aber je mehr Content so produziert wird, desto eher wird man sich auf die positiven Dinge fokussieren, die KI-Modelle leisten können, und auch ein Auge für Qualität entwickeln. Überhaupt spielt der Mensch bei der Nutzung von KI eine entscheidende Rolle. Er ist der „kreative Kopf“ und was er erzeugt, behält einen ganz besonderen Stellenwert.

KI kann den Menschen auf vielfältige Weise unterstützen und vor allem routinemäßige Aufgaben übernehmen. Aber man KI auch für die Ideengebung sehr gut nutzen. KI hat den Vorteil, dass sie Inhalte musterspezifisch erzeugen kann, etwa für verschiedene Nutzergruppen. So kann zum Beispiel ein Thema einmal für Spezialisten und einmal für das allgemeine Publikum aufbereitet werden.

Sie haben in Ihren Dokumentarfilmen sehr viele soziale Themen behandelt und sich „Nischenthemen“ gewidmet. Welche Möglichkeiten bieten sich künftig mit KI für solche Projekte?

Gerade bei Dokumentarfilmthemen, wie ich sie realisiert habe, reist man in der Regel nicht mit einem großen Team an. Ich wäre zum Beispiel damals froh gewesen, wenn mich die KI beim Tonpegeln unterstützt hätte. 

Durch KI ist es außerdem möglich, Tonaufnahmen zu verbessern, ohne dass man den Wahrheitsgehalt dabei verändert, z. B. indem eine Stimme vom Hintergrundgeräusch getrennt und separat verstärkt wird. Insgesamt würde ich sagen, dass KI bei solchen Projekten helfen kann, wo man als kleines Team überfordert ist oder eingeschränkte finanzielle Mittel hat.

2021, als Sie für Ihre Dissertation mit dem Förderpreis der ard.zdf medienakademie ausgezeichnet wurden, waren insgesamt drei LMU-Absolventinnen unter den Nominierten. Wie hoch ist der Anteil weiblicher Studierender im Bereich der Medieninformatik Ihrer Einschätzung nach?

An der LMU ist das Geschlechterverhältnis im Fach Medieninformatik sehr ausgeglichen. Ich habe im Laufe der Jahre schon sehr viele Studentinnen betreut, die alle ein großes technisches Interesse mitbrachten. 

Die Medieninformatik ist da allerdings wohl ein Sonderfall und in der reinen Informatik sind deutschlandweit derzeit noch weniger Frauen anzutreffen. 

Was muss sich aus Ihrer Sicht noch ändern, damit der Bereich IT „weiblicher“ wird?

Es wurde in den letzten Jahren viel getan, mehr Frauen in MINT-Berufe zu bringen. Diese Änderungen greifen natürlich nicht von heute auf morgen. Aber inzwischen sind viele Lehrende an den Hochschulen Frauen – auch an der HFF gibt es sehr viele Professorinnen - und ich denke, dass dies in Zukunft überall selbstverständlich sein wird.  

Sie haben an der HFF eine neue Seminarreihe zu KI für Medienschaffende ins Leben gerufen. Wie ist denn das Feedback nach den ersten Veranstaltungen?

Es gab ein sehr großes Interesse an den Seminaren. Wir sind zunächst aufgrund des aktuellen Hypes rund um ChatGPT zunächst auf KI-Textgenerierung eingegangen, in den nächsten Sessions [AdR: siehe Info-Kasten] geht es dann um Bild- und Videogenerierung und das Thema KI in Lehre und Bildung. Und natürlich sprechen wir auch die damit verbundenen rechtlichen und ethischen Aspekte an. Aber bevor man darüber sprechen möchte, muss man erst einmal verstanden haben, was KI überhaupt ausmacht. 

Ich denke, dass sich in Zukunft viele Berufe durch KI verändern werden und dass viele neue Möglichkeiten entstehen, interessante Tätigkeiten zu entwickeln, von denen wir heute noch gar nicht wissen, dass sie möglich sind.


-AB
Aufmacherbild: Gerd Altmann, Pixabay
Portrait: Prof. Dr. Sylvia Rothe, HFF München