Ist Ultra-Real-3D die Zukunft des Kinos?

Ist Ultra-Real-3D die Zukunft des Kinos?

Gestern abend am 5. Oktober 2014,  fand ich in der englischen online-Ausgabe der Zeitung „The Telegraph“ einen Beitrag von Robbie Collin mit dem Titel „Is ultra-real 3D the future of cinema?“. Darin berichtet er geradezu begeisternd über einen zehnminütigen Experimentalfilm namens „UFOTOG“ - ausgesprochen 'you-photog' – von Douglas Trumbull. Der Film wurde auf einer 25 m hohen Bildwand in einem abgedunkelten Konzertsaal in Amsterdam vor rund 1000 Menschen vorgeführt. Das Bild sei so scharf wie die Sonneneinstrahlung, mit einer seltsamen, fleischigen Präsenz, während der Bildschirm selbst zu verschwinden scheint, heißt es in seiner Beschreibung.

Tatsächlich ist der Name Trumbull den älteren Filminteressierten noch gut in Erinnerung. Denn er war es, der in Stanley Kubricks Film „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968) die tollen visuellen Effekte geschaffen hat. Dann war es still um ihn geworden. Er zog sich auf seine Farm in den Berkshire Hills von Massachusetts zurück. Dort, so berichtet Robbie Collins,  baute er sich ein Studio in einer Scheune, ausgestattet mit Greenscreen und Wassertanks und begann zu experimentieren.

Nun ist er im wahrsten Sinne des Wortes wieder aufgetaucht und will mit „UFOTOG“ zeigen, was der Film in Zukunft leisten könnte. Der Experimentalfilm wurde in 4K für 3D gedreht.  Aber der Berichterstatter stellt das gar nicht so sehr n den Vordergrund sondern berichtet, dass der Film deshalb anders aussieht weil er bei einer Geschwindigkeit von 120 Bilder pro Sekunde (aufgenommen und) projiziert wird. Der Betrachter erhält damit rund fünfmal so viel Bildinformationen in einer Sekunde, wie sie bei gewöhnlichen Filmen, die mit 24 Bildern pro Sekunde projiziert werden. Und noch etwas ist bemerkenswert, dass mich schon länger bei den wenigen 3D-Filmen, die ich gesehen habe, stört. Es ist die geringe Leuchtdichte die man normalerweise bei 3D-Brillenverfahren in Kauf nehmen muss. Gerade Anfang des Jahres habe ich das wieder bei einer Pressevorführung der neuen Wim-Wenders Dokumentationen „Kathedralen der Natur“ erlebt. Wunderschöne Aufnahmen, wenn man die 3D-Brille abnimmt hell und leuchtend auf der Bildwand, aber leider natürlich nicht akzeptabel wegen der Doppelbilder bei 3D. Mit der Brille indessen ein frustrierend viel dunkleres Bild (50 % Lichtverlust wegen des Polarisationsfilters). Der Filmvorführer daraufhin angesprochen versicherte mir, dass gerade kurz vorher der Projektor voll auf den Standard für 3D-Filme geprüft und eingestellt wurde. Zurück zum Bericht von Robbie Collin über den Film „UFOTOG“. Er wurde mit dem neuen Modell des Laser-Projektors von Christie Digital projiziert, der „den Lichtverlust ausgleicht, der so viele Projektionen von 3D-Filmen in Matsch („mud“ schreibt Collins zu Recht) verwandelt“

Die Effekte in UFOTOG wurden alle in Trumbulls „Atelierscheune“ erstellt, viele davon nicht digital aber mit vollkommen neuen Techniken. Der Bericht ist unter http://www.telegraph.co.uk/culture/film/film-news/11138563/Film-news.html?curator=MediaREDEF zu finden. Ein interessantes zweiminütiges Video, das Arbeitsaufnahmen aus dem Studio zeigt, ist unter youtube zu sehen https://www.youtube.com/watch?v=wd6_oz7KBWk .

Bis ein 4K-TV-Projektionsempfänger solch ein Bild ins Wohnzimmer bringt,  wird es wohl noch recht, recht lange dauern. Die Konkurrenz zwischen Film im Kino, die es seit Einführung des Fernsehens in den 50er Jahren gibt, ist also immer noch sehr lebendig.

N. Bolewski

 

Das Foto ist ein Screenshot aus dem youtube-Filmchen

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Autor:
bol-