Werner Bauer, MD & VP Software Engineering Video & Media Solutions bei Avid, über Neuheiten rund um SaaS-Lösungen und darüber, was es mit dem Avid Learning Affiliate Program für Hochschulen auf sich hat.
Sie sind ja jetzt den Schritt gegangen, Studierenden Media Composer kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Wie sieht diese Studierendenversion aus?
Als Studierendenversion stellen wir die ganz normale Media Composer-Version zur Verfügung. Damit können die Studierenden auf den vollen Funktionsumfang von Media Composer zugreifen.
Die Profi-Funktionen der Ultimate-Version oder Enterprise-Version sind natürlich nicht dabei. Ein Upgrade auf Ultimate zu einem speziellen EDU-Tarif ist aber jederzeit möglich.
Gleichzeitig gibt es auch ein neues Affiliate Programm für Hochschulen. Wie funktioniert das genau?
Beides geht quasi Hand in Hand. Wir geben die kostenfreie Student License nicht jedem einzelnen Studierenden, sondern die Anmeldung muss über die Hochschule bzw. das Ausbildungsinstitut erfolgen. Diese können sich kostenfrei bei uns registrieren.
Neben dem reinen Zugriff auf die Funktionen von Media Composer sind in der Studierendenversion eine Einführung in den Schnitt mit Media Composer sowie weitere Lernangebote enthalten, die über die eLearning-Plattform Avid Learning Central bereitgestellt werden. Auch der Zugriff auf die Community-Foren von Avid Learning sind enthalten.
Uns war es wichtig, die Ausbildungsinstitute direkt zu fördern. Damit kommen wir auch dem Wunsch der Avid-Community nach, die mehr Talente benötigt, die Media Composer beherrschen.
Bleiben wir noch einmal beim Media Composer. Sie haben nicht nur Studierenden den Zugang zum Media Composer erleichtert, sondern wollen auch Umsteigern aus anderen Schnittprogrammen die Arbeit erleichtern. Wie genau kann man sich das vorstellen?
Media Composer ist in der Hollywood-Industrie und der professionellen Nachrichtenproduktion weit verbreitet. Wer vorher jedoch mit anderen Systemen gearbeitet hat, für den ist die Anlernphase noch eine Hürde, die er nehmen muss.
Um es diesen Umsteigern einfacher zu machen, haben wir spezielle Templates entwickelt, die zeigen, wie ein bestimmter Workflow aus Programm XY in Media Composer aussieht.
Die Medienproduktion findet immer häufiger remote statt, demzufolge gewinnen SaaS-Lösungen immer weiter an Bedeutung. Sie haben ja eine strategische Partnerschaft mit Microsoft, unter anderem für „Edit on Demand“ mit der Azure Cloud. Welche Avid-Services stehen denn inzwischen in der Cloud zur Verfügung?
Edit on Demand ist eine SaaS-Lösung von Avid, die in der Microsoft Azure Cloud läuft. Damit können Enterprise-Kunden Speicherplatz oder Schnittplätze nach Bedarf buchen, um ihre Grundanforderungen zu decken, aber auch um kurzfristig für eine Produktion zusätzlichen Speicherplatz oder Schnittplätze hinzuzubuchen, die dann nach Ende der Produktion wieder heruntergefahren werden.
Wir sind zudem gerade dabei, den Nutzern mehr Automatisierungmöglichkeiten an die Hand zu geben und einen besseren Überblick darüber, was man im Dashboard sehen und über das Portal verwalten kann.
Aus „Edit on Demand“ ist aber inzwischen „Avid on Demand“ geworden. Denn wir bieten viele Drittlösungen unserer Partner über die Cloud an. Auch hier entsprechen wir den Wünschen der Avid-Community, die uns kommuniziert hat, welche Lösungen sie noch benötigt, etwa zum Filetransfer, zur 3D-Modellierung und vieles mehr.
Es ist ja auch eine Integration zwischen dem Media Composer und Microsoft Teams in Vorbereitung. Können Sie uns dazu schon näheres sagen? Was wird damit möglich sein?
Wir haben auf der NAB schon ein Beta-Programm gezeigt. Video-Output aus Media Composer kann mit der Integration direkt in einem Teams-Kanal geteilt werden. Ich kombiniere also den digitalen Output mit einem Screensharing in der Cloud - und das mit nur geringer Latenz.
Das ist natürlich ideal für heutige Approval-Workflows, bei denen kaum mehr alle Team-Mitglieder zusammen in einer Facility arbeiten. In der Teams-App kann kommentiert werden und es lassen sich Notizen, Änderungs- oder Korrekturwünsche angeben.
Sie haben ja auch eine neue Nexis-Lösung speziell zum Speichern von 4K, 8K und HDR Content entwickelt. Was genau ist der Vorteil gegenüber den klassischen Nexis-Modellen?
Wir haben auf der NAB die Avid NEXIS | F2 SSD vorgestellt, die den „Product of the Year“ Preis der diesjährigen NAB gewonnen hat. Diese bietet einen noch höheren Datendurchsatz, auch bei vielen hochauflösenden Streams. Das unterscheidet ihn vom „klassischen“ Highspeed NEXIS, der ja auch eine garantierte Bandbreite bietet.
Daneben gibt es weiterhin noch Avid | NEXIS Cloud Nearline, die günstigere Speicher-Variante in der Cloud. Man bekommt nicht ganz so viel Bandbreite, aber für viele Standard-Projekte ist das ausreichend.
Am 23. Mai ist ja der Collaboration Day zusammen mit Qvest und Microsoft in München. Was erwartet die Teilnehmenden?
Ein Hauptaugenmerk ist natürlich das derzeit omnipräsente Thema Cloud. Hybride Workflows sind bei den meisten unserer Kunden die Regel und werden auch gefordert. Nur die wenigsten gehen derzeit komplett in die Cloud, sodass uns hybride Modelle vermutlich auch noch die nächsten zehn Jahre begleiten werden.
Es ist sehr schön zu sehen, dass die Cloud jetzt richtig Fahrt aufgenommen hat. Wir haben unser Cloud-Team ja schon 2015 aufgebaut, aber noch bis 2018/19 wurden On-Prem-Lösungen bevorzugt. Dann kam Corona und die Kunden mussten sich umorientieren. Das hat bei vielen zum Umdenken geführt, da man gemerkt hat, was die Cloud eigentlich alles kann.
Ein weiteres großes Thema ist KI und Machine Learning. Auch hier arbeiten wir an verschiedenen Lösungen, unter anderem im Bereich der Automatisierung, die wir bislang noch nicht offiziell angekündigt haben.
Wir wissen noch gar nicht, was in Zukunft mit Hilfe von KI alles möglich sein wird. Wenn man sich zum Beispiel den Archivbereich anschaut, so kann Ki die Archivsuche auf eine völlig neue Ebene zu bringen, ohne dass mühsam alle Metadaten eingepflegt werden müssen. Viele große internationale Broadcaster haben oft gar keinen genauen Überblick darüber, welche Schätze in ihren Archiven schlummern.
KI hat daher das Potenzial, die Medienwelt noch einmal völlig zu verändern.
-AB
Bilder: Avid