Fachwissen weitergeben: Einstieg bei der ARD.ZDF medienakademie

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Interview mit Michael Bliemel (Fachgebietsleitung Anwendungen und Systeme in der Medienproduktion), Martin Kaiser (Fachgebietsleitung Infrastruktur und IT) und Olaf Schott (Fachgebietsleitung Architekturen und Prozesse in der Medienproduktion, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter) über Voraussetzungen, Chancen und neue Perspektiven für freie Trainer*innen.


Muss ich als freie*r Trainer*in bereits Unterrichtserfahrung haben oder ist ein Training „on-the-job“ möglich?

Martin Kaiser: Bei uns steht einerseits das Fachwissen im Vordergrund, andererseits ist aber auch die zielgruppengerechte Vermittlung der Inhalte ein ganz entscheidender Faktor. Unterrichtserfahrung ist von Vorteil, aber nicht unbedingt Voraussetzung. Da helfen wir schon nach! Man sollte aber sein Wissen gern mit anderen teilen wollen und es auf den jeweiligen Teilnehmerkreis anpassen und vermitteln können.

Olaf Schott: Ein*e Trainer*in sollte auch eine gewisse Freude an der Entwicklung didaktischer Abläufe mitbringen, denn es soll ja nicht nur ein Vortrag, sondern ein Seminarkonzept erarbeitet werden.

Wir setzen bei unseren Seminaren gerne auch auf Trainerteams, wenn sie sich bei komplexen Themen mit ihrer Erfahrung in spezifischen Teilbereichen ergänzen können. Es gibt aber auch viele Seminare, bei denen nur eine Lehrkraft allein durchs Programm führt.

Michael Bliemel: Oder es kann auch einmal ein Vortrag oder Block online von einem externen Trainer bestritten werden. Das ist eine gute Einstiegsmöglichkeit auch für Unterrichtsneulinge, die langsam in die Aufgabe hineinwachsen wollen. Wir haben bei uns im Trainingspool einige, die das genauso gemacht haben.


Die ARD.ZDF medienakademie

Als größte Bildungseinrichtung ihrer Art im deutschsprachigen Raum bietet die ARD.ZDF medienakademie Weiterbildungsangebote wie Seminare, E-Learning, Inhouse-Trainings für alle Bereiche der Medienbranche an. An ihren Standorten in Nürnberg und Hannover oder online, als offenes Angebot für jedermann oder in-house. Gesellschafter der Medienakademie sind die Rundfunkanstalten der ARD, das ZDF und das Deutschlandradio.


 

Auf wie viele Termine pro Jahr sollte sich ein Trainer / eine Trainerin einstellen?

Michael Bliemel: Je nach Thema und aktueller Nachfrage sind es zwischen 1 und 4 Termine pro Seminar und Jahr. Die Seminardauer beginnt bei 0,5 (online) und endet bei 4 Tagen Präsenz.

Martin Kaiser: Man muss dabei auch zwischen den verschiedenen Angebotsformen unterscheiden. Da gibt es einerseits die Seminare im Offenen Angebot. Diese Termine stehen frühzeitig fest und sind für alle Teilnehmende offen auch über unsere Website buchbar. Das Offene Angebot eignet sich daher bestens für den Austausch der Teilnehmenden verschiedener Kunden untereinander.

Dann gibt es noch das Inhouse-Angebot, welches eher spezifische Themen beinhaltet und daher auch nur von einem Kunden für „seine“ Teilnehmer*innen bestellt wird. Bei diesen Seminaren können Termine und auch Inhalte individuell abgestimmt werden.

Michael Bliemel: Wobei diese sogenannten „Inhouse“-Seminare auch nicht nur für unsere Gesellschafter - den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten - stattfinden: Wir liefern heute für sehr viele Branchen und Firmen ein breites Spektrum an Fortbildungsveranstaltungen - auch für die privaten Rundfunkanbieter.

In welchen technischen Bereichen besteht aktuell die größte Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten?

Martin Kaiser: Da wäre zum Beispiel der gesamte Bereich der technischen Abnahme. Fragestellungen bei der Beitragsabnahme sind etwa wann treten Bildfehler auf und wie sind diese zu klären. Das sind Dauerbrennerthemen.

Olaf Schott: Dann gibt es noch den breiten Themenbereich Transformation zu IP, durch den sich eine Verschmelzung von Produktion und IT ergibt. Wie sehen IP-Infrastrukturen aus, wie werden technische Architekturen umgesetzt? Natürlich gibt es genügend Cloud-Experten aus dem IT-Bereich, aber die wissen vielleicht eher weniger über unsere Produktionsanforderungen. Das ist die Lücke, die wir schließen möchten.

Michael Bliemel: Gerade die Schnittstelle zwischen Medien und IT ist interessant. Daher suchen wir Personen, deren Wissen aus der Praxis kommt, etwa weil sie z. B. einen Proof of Concept bauen. In vielen Häusern ist hier aktuell einiges in Bewegung.

Olaf Schott: Wie hoch ist eigentlich der Aufwand, aus einem erfolgreichen Proof of Concept ein Seminar zu erstellen? Die Unterlagen sind in Form von Präsentationen meist vorhanden. Sie müssen vielleicht nur etwas aufbereitet werden. Manchmal sind wir erstaunt, wie wenig Bereitschaft doch vorhanden ist, dieses Wissen auch zu teilen.

Warum setzt die Medienakademie heute fast ausschließlich auf freie Mitarbeiter als Trainingspersonal?

Olaf Schott: Die Themen sind heute so vielschichtig, kein Trainer kann mehr alle relevanten Themen in seinem Bereich zu 100 Prozent abdecken. Als ich als Trainer angefangen habe, konnten Lehrkräfte ihre Auslastung mit einer Expertise in 3 bis 4 Schwerpunkten erreichen. Das geht heute so nicht mehr. Die Themen werden kleinteiliger und spezieller. Für eine rentable Auslastung müsste eine Person heute eher 10 bis 15 Themen in aller Tiefe parat haben, die sich dazu auch noch sehr rasch verändern – das ist einfach nicht mehr zu schaffen – von der fehlenden Praxis ganz zu schweigen.


Trainer (m/w/d) gesucht!

Sie wollen ihre Erfahrungen aus der Praxis weitergeben? Die ARD.ZDF medienakademie sucht Lehrkräfte auf freiberuflicher Basis für alle Themenbereiche aus Produktion und Technik.

Ihr Ansprechpartner für Initiativbewerbungen:

Jens Telschow

Jens Telschow, Geschäftsbereichsleitung Produktion und Technik // Leitung E-Learning / Blended Learning

E-Mail


Kann ich mich auch als Absolvent/-in bzw. mit wenig Berufserfahrung bewerben?

Olaf Schott: Ja, natürlich. Wenn jemand ein sich eingehend mit einer bestimmten Thematik befasst hat, etwa in einer Masterarbeit oder im Rahmen eines Hochschulprojekts, dann hat er oder sie durchaus auch Chancen mit einer Bewerbung.

Michael Bliemel: Nicht zu vergessen sind auch die Menschen aus der Broadcast-Praxis. Diejenigen, die eigentlich aus ganz anderen Ecken kommen und plötzlich mit IT-Fragestellungen konfrontiert werden. Die in Projekte reingehen und sich konsequent durcharbeiten. Wenn so jemand ein Seminar leitet, dann eröffnet das den Teilnehmenden ganz andere Blickwinkel.

Idealerweise kommt dann eine Diskussion in Schwung, man erfährt, welche Projekte die anderen umgesetzt haben, auf welche Herausforderungen sie dabei gestoßen sind und wie sie Lösungen gefunden haben. So wird die meiste Innovation geschaffen.

Olaf Schott: Das müssen auch nicht nur Leute aus unseren Häusern sein. Es gibt ja auch viele weitere Marktteilnehmende, zum Bespiel Freelancer aus dem Bereich Technik oder Projektentwicklung, Mitarbeitende von Systemhäusern und Projektierern oder privaten Medienunternehmen. Auch diese sind herzlich eingeladen, ihre Erfahrungen zu teilen.

-AB
Bildquellen:
Teaser: Gerd Altmann, Pixabay
Logo und Portrait Jens Telschow: ARD.ZDF medienakademie