VR-Experience „Eva Umlauf - ihr Zeugnis“

Eröffnung VR Experience Eva Umlauf - ihr Zeugnis

Interview mit Dr. Oliver Schreer zur Eröffnung am 8. November im Science Tech Space des Fraunhofer HHI und dem Symposium „Potentials and Challenges of Educating on Difficult History with XR”.


Wie kam das Projekt und die Zusammenarbeit mit der LMU überhaupt zustande?

Ich habe 2021 ein Online-Seminar gehalten, in dem ich unser Zeitzeugenprojekt mit Ernst Grube vorgestellt und die Arbeit mit volumetrischem Video erläutert habe.

Anja Ballis von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) hat am Online-Seminar teilgenommen. Sie kannte Eva Umlauf und hat sie bereits 2018 mehrere Tage für das Projekt LediZ der LMU interviewt. Die Idee dabei war, dass man vor dem Bildschirm sitzt, Eva Umlauf eine Frage stellen kann und das Programm dann den passenden Videoschnipsel mit der Antwort heraussucht, sodass ein virtuelles Interview entsteht.


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Oliver Schreer, Anja Ballis

(FKT 12/22) => zum Artikel


 

Anja Ballis war vom volumetrischen Video begeistert und wir haben, da die Zeit drängte, sofort nach der Zusage von Eva Umlauf 2021 Aufnahmen im volumetrischen Studio gemacht. Zeitgleich haben wir einen Antrag auf Fördermittel bei der Stiftung evz "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ gestellt. Nachdem wir so die Mittel für die Produktion hatten, haben wir 2022 mit dem Projekt begonnen und es März diesen Jahres fertiggestellt.1

Wie sind die während des Symposiums vorgestellten Erfahrungen im Bereich des Lernens mit VR?

Unser Ziel ist es, die Experience in die Schulen zu bringen. Wir haben deswegen den Schulen die Möglichkeit angeboten, ins Fraunhofer HHI zu kommen und unsere Headsets und die VR-Station zu nutzen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch Interviews mit den Schülerinnen und Schülern durchgeführt.

Auf dem Symposium hat Anja Ballis dann von ihren Erfahrungen im Projekt „Lernen mit digitalen Zeugnissen“ (LediZ) berichtet. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Art von Medium die Schüler emotional sehr berührt.

Vorstellung VR Experience Eva Umlauf

Anja Ballis (Mitte) bei der Projektvorstellung

Wir haben auch während der Projekttage, die einige Schulen bei uns durchgeführt haben, gemerkt, dass die Schülerinnen und Schüler teilweise wie versteinert den Zeitzeugen zugehört haben. Im Interview haben sie dann bestätigt, dass sie sehr beeindruckt waren und neue Dinge erfahren hätten. Auch hätten sie gerne mit den Zeitzeugen selber gesprochen.

Die Idee dieser Art von Dokumentation ist es ja, Dokumente für die Zeit zu erstellen, wo es diese Menschen nicht mehr gibt. Für die Schülerinnen und Schüler war es eine sehr interessante Ergänzung, sich dem Thema zu nähern.


1 Zum Projektbericht auf der Website des Fraunhofer HHI geht es hier.

Eva Umlauf mit Oliver Schreer

Eva Umlauf im Interivew mit Oliver Schreer

Sind weitere mediale Lernprojekte mit volumetrischem Video geplant?

Aus Forschungssicht ist die Frage spannend, wie sich XR-Technologien effizient im Unterricht einsetzen lassen. Man kann damit sehr viel machen, aber auch viel falsch machen, wenn es um Content geht, bei dem man immersive Erfahrungen macht, die man nicht in der Realität erleben kann oder möchte. Da geht es auch um den Bereich Diskriminierungsforschung, in dem diese Technologien sicher guten Einsatz finden können.

Es ist aber zunächst einmal wichtig, das Interesse zu generieren und ein Angebot an die Bildungseinrichtungen zu machen. Dafür ist ein Medienzentrum oder XR Hub nötig, wo das Angebot zentral zur Verfügung steht und die Lehrkräfte Termine für ihre Schulklasse buchen können. So etwas muss regional oder bundesweit organisiert werden.

Es gibt ja neben diesen beiden Projekten noch weitere Zeitzeugen-Interviews, etwa von der Filmuniversität Potsdam-Babelsberg, die insgesamt zwölf Interviews geführt hat.2 Auch das Zeugnis der Kinder dieser Zeitzeugen könnte noch einen Beitrag leisten, sodass Interviews mit ihnen von öffentlichem Interesse wären. Insgesamt ist es ein wichtiges gesellschaftspolitisches Thema.

-AB
Bilder: Fraunhofer HHI


2 Die Interviews der Filmuniversität Potsdam-Babelsberg wurden mit zehn Überlebenden sowie mit Wendelgard von Staden (auf dem Fabrikgelände ihrer Familie wurde ein KZ errichtet) und Thomas Walther, einem Anwalt in Holocaust-Gerichtsprozessen, geführt und sind jeweils eine Stunde lang.