Social Media für Broadcaster: Geht der Weg zu dezentralen Plattformen?

Social Media Network

Wie nutzen Medienanstalten soziale Netzwerke und wie können sie sich in Zukunft optimal mit ihrem Publikum vernetzen?


Ohne Präsenz in den sozialen Medien kommen auch die Rundfunkanstalten heute nicht mehr aus. Viele spielen Auszüge aus den Inhalten ihrer Mediatheken aus, nicht wenige haben speziell auf die jeweiligen Plattformen zugeschnittene Formate entwickelt.

Nach Facebook, Youtube, Twitter, Instagram und TikTok ist jetzt mit Mastodon ein dezentral angelegtes Netzwerk in den Fokus der Medienmacher gerückt. Erst Anfang Mai hatte die ARD angekündigt, dass die Tagesschau künftig auf der Plattform vertreten sein wird. In einer Veröffentlichung heißt es man wolle „neue Erkenntnisse auf einer unabhängigen Plattform sammeln“. Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke spricht sogar davon, „das Internet und Social Media noch einmal neu denken“ zu wollen.

Zum Mastodon-Kanal der Tagesschau geht es hier.

ÖRR: Social Media ohne negative Nebenwirkungen

Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist der Schritt hin zu dem dezentralen Microblogging-Dienst nachvollziehbar, denn die kommerziellen Plattformen stehen aus Datenschutzgründen und wegen ihres Umgangs mit über ihre Plattformen verbreiteten Desinformationen sowie mit Hasskommentaren immer wieder in der Kritik.

Man wolle sich weniger abhängig von amerikanischen oder chinesischen Tech-Konzernen machen und öffentlich-rechtliche Standards auf Social Media setzen, so die ARD. „Teilhabe des Publikums, Unabhängigkeit und faktenbasierte, hassfreie Kommunikation“ sollen im Vordergrund stehen.

Aus den gleichen Beweggründen haben CBC/Radio Canada, RTBF aus Belgien, SRG-SSR und das ZDF bereits im Februar dieses Jahres ihre Zusammenarbeit bei „Public Spaces Incubator“ angekündigt. Die Arbeit an diesem Forschungs- und Entwicklungsprojekt erfolgt in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation New_ Public, die sich auf den Aufbau gesunder digitaler Räume fokussiert hat.

Was ist Mastodon?

Mastodon ist eine deutsche Entwicklung und wurde 2016 von Eugen Rochko in Jena begründet. Entwickelt wird die Plattform von der Mastodon gGmbH mit Sitz in Berlin. Mastodon ist ein dezentrales Netzwerk, das auf verschiedenen Servern von Vereinen, Privatleuten oder anderen Entitäten eigenverantwortlich betrieben wird. Gemeinsam sind diese verschiedenen Instanzen Teil des Fediverse, dass alle Netzwerke miteinander verbindet. Ein Nutzer, der sich auf einem Mastodon-Server anmeldet, kann also auch Nachrichten von Accounts anderer Kanäle sehen bzw. mit ihnen interagieren. Auf Mastodon wird übrigens „getrötet“, nicht „gezwitschert“.

Die Tagesschau hat ein FAQ zum Thema Mastodon veröffentlicht.

Nachdem Mastodon bereits kurz nach der Veröffentlichung 2016 eine erste Erfolgswelle erfuhr, hat die Übernahme von Twitter durch Elon Musk das dezentrale Netzwerk erneut befeuert und die Nutzungszahlen in die Höhe schnellen lassen. Wegen der nichkommerziellen Ausrichtung und Datenschutzkonformität nutzen aber auch viele offizielle Stellen den Kurznachrichtendienst, etwa verschiedene Bundesministerien und Behörden. Auch das Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld, Produzent des ZDF Magazin Royale, hat im vergangenen Jahr einen öffentlichen Mastodon-Server det.social eingerichtet.

-AB
Bild: Gerd Altmann, Pixabay