Nachbericht Thüringer Mediensymposium 2023 - Teil 2

TMSP 2023 Tag 2

Der zweite Tag in Erfurt befasste sich mit IP in der Lichttechnik, Cybersicherheit sowie dem zweiten Schwerpunktthema KI.


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Lichttechnik, Cybersecurity und Machine Learning

Paul Flemming (ARRI) beschäftigte sich damit, wie IP in der Lichttechnik eingesetzt wird. Dabei zeigte er auf, dass das DMX-Steuerprotokoll immer noch sehr präsent ist und sich eine sofortige Umrüstung auf IP in Sachen Lichttechnik nicht in allen Fällen sinnvoll ist. So sei bei vielen Umbauten im Studio DMX der stabilere Standard. Anders sähe es im Falle eines Nachrichtenstudios aus, das mit ähnlichem Setting für die nächsten Jahre betrieben wird. Auch der Automatisierungsgrad sei ein Faktor, der mit einbezogen werden müsste.

Um das Thema Cybersicherheit in Video-over-IP-Netzen ging es bei Andreas Lautenschläger (netorium). Nach einem Einblick in die aktuelle EU-Regulierung, nach der die Medien als „kritische Infrastruktur“ eingestuft werden, und dem Hinweis auf die Standardisierung stellte er als Lösungsansatz die vertikale Netzwerksegmentierung vor, um etwa Produktionsbereiche im Falle eines Zwischenfalls gezielt abschotten zu können und den Sendebetrieb zumindest in Teilen aufrechterhalten zu können. Dies würde die spätere Restrukturierung vereinfachen und die Überwachung verbessern.

Dr. Uwe Kühhirt (Fraunhofer IDMT) läutete dann offiziell das Schwerpunktthema KI ein und zeigte, wie Machine Learning unterstützend durch eine automatisierte Inhaltsanalyse bei einer TV-Studie zum Klimawandel eingesetzt wurde. Dabei wurden die Inhalte von 20 TV-Sendern über zwei Monate aufgezeichnet und analysiert (Gesichts- und Sprachanalyse). Aus diesem Projekt entwickelte sich der Prototyp einer „Audiovisual Identity Suite“, die auf der IBC 2023 in Amsterdam vorgestellt wurde. Mit dem Toolkit sollen sich große Mengen audiovisueller Daten effizient durchsuchen und analysieren lassen.

KI-Anwendungen in Film und Broadcastproduktion

„Ein Bild sagt mehr als tausend Tags“, war das Motto von Eddi Weinwurm (Obvious Future), der die Lösung Cara.One vorstellte. Anstatt auf Tags oder Metadaten soll das KI-Tool die Archivsuche vereinfachen, indem nach der tatsächlichen Bedeutung gesucht wird. Das System „verstehe“ Emotionen und Konzepte und könne so schneller und genauer die gewünschten Ergebnisse liefern. Die Suche könne dabei auf dem lokalen Medienspeicher erfolgen.

Über die aktuellen Entwicklungen beim SWR in Sachen KI in der Medienprokution informierte Frederik Peters. Er betonte, dass es bei Change-Prozessen vor allem darum gehe, alle Team-Mitglieder mitzunehmen und den gewünschten Nutzen von KI klar zu definieren. Danach gab er einen Einblick in Organisationsstruktur und die Auswahl geeigneter Use-Cases. Er hielt fest, dass KI ein 360°-Thema sei, dass als Basis nicht nur die Auswahl der Technologie, sondern auch die Kompetenz der Mitarbeitenden, eine geeignete Organisation und einen verantwortungsvollen Umgang umfasse.

Wie KI-Anwendungen in der Filmproduktion zum Einsatz kommen können, damit befasste sich Gloria Swoboda (antoni GmbH). So könne KI in der Vorproduktion etwa für die Erfolgsprognose oder bei der Drehbucherstellung eingesetzt werden. Während der Dreharbeiten sei ein Einsatz KI-basierter Lösungen etwa für die autonome Kamera- oder Drohnensteuerung möglich. In der Nachbereitung seien die Einsatzmöglichkeiten in der Medienverwaltung, im Schnitt oder im Bereich der visuellen Effekte denkbar. Hier könnten mittels Darstellende zum Beispiel digital verjüngt oder die Lippensynchronisation optimiert werden.

Abschließend beschäftigten sich Birk Anders (MDR) und Alexander Heidler (Microsoft) mit dem Thema Maschinelle Intelligenz im Medienumfeld. Anders startete mit einem KI-generierten Video und zeigte dann, welche Lösungen im MDR aktuell getestet werden, darunter etwa swat.io ein Tool zur Erstellung und Planung von Social-Media-Inhalten, das inzwischen über KI-Funktionen verfügt. Auch zur Erweiterung von Bildern, textbasiertem Editing oder dem automatischen Bildausschnitt.

Heidler schloss dann mit Informationen über KI-Tools von Microsoft, unter anderem die Kooperation mit OpenAI und dessen verschiedenen Services für die Erstellung von Texten, Bildern oder Code. Er betonte, dass beim Einsatz des Business-Modells von Microsoft die generierten Daten nicht in das Modell zurückgeführt würden. Im Anschluss präsentierte er die Möglichkeiten des Microsoft CoPilot.

-AB