KI-Lösungen wie und wofür einsetzen?

KI und der Mensch

KI-basierte Lösungen werden die Arbeitswelt künftig stark verändern. Darin sind sich die Fachleute branchenübergreifend einig. Genau so besteht vielfach Konsens darüber, dass es für den Einsatz von KI Regelungen braucht. Der folgende Artikel liefert dazu Anhaltspunkte aus zwei aktuellen Online-Seminaren.


Ethischer Einsatz von KI: Europa ist gefordert

Bei der Veranstaltung „Moderne Sprachprozessierung mittels KI“ des eco-Verbands am 25. Mai stellte Hauke Timmermann, Referent Digitale Geschäftsmodelle im eco, die Initiative LEAM:AI  (LEAM: Large European AI Models) vor, die erst zu Beginn des Jahres eine neue Machbarkeitsstudie vorgelegt hat, die sich damit befasst, wie solche großen KI-Modelle auch in Deutschland bzw. Europa entwickelt werden können.

Eine Grundvoraussetzung soll dabei sein, dass diese Modelle als Open Source und gemäß europäischen Werten aufgesetzt werden. Damit will man den Anschluss an diesen Zukunftsmarkt nicht verlieren und die digitale Souveränität Europas, die im Falle einer Monopolbildung auf dem Spiel stünde, nicht gefährden. Im Moment wird der Markt klar von den USA (73 Prozent) und China (15 Prozent) dominiert. Die Gefahr einer Monopolbildung, und damit der „digitalen Abhängigkeit“ ist also gegeben.

Vor diesem Hintergrund kommt die Studie zu dem Schluss, dass Deutschland eigene Entwicklungen stärker vorantreiben bzw. der Staat darin investieren sollte. Auch andere Länder, wie etwa das Vereinigte Königreich würden hier eigene Zeichen setzen. Die britische Regierung plant im Rahmen einer KI-Strategie 900 Millionen Pfund in einen hochmodernen Supercomputer zu investieren, der unter anderem vorsieht, dass das Land einen „Brit GTP“ entwickeln kann. Hier geht es zu einem im Guardian erschienenen Artikel.

Faire Rahmenbedingungen für Medienschaffende

Neben der Abhängigkeit von US-Plattformen geht bei vielen Kreativen die Angst um, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt für sie künftig weiter verschlechtert. Dies vor dem Hintergrund, dass auch viele klassische Medienhäuser in der Krise stecken und nach Einsparpotenzialen suchen.

Der DJV hat sich in seinem Online-Seminar „KI aber wie?“ am 2. Juni mit Dennis Horn (Journalist und Innovation Manager im WDR Innovation Hub), Harald Stocker (Wissenschaftsjournalist und Mitglied im DJV-Bundesvorstand) und Hanna Möllers (DJV-Justiziarin) daher des allgegenwärtigen Themas KI .angenommen und es von verschiedenen Seiten beleuchtet.

Zu Beginn der Diskussion verwies Stocker auf ein kürzlich vom DJV-Bundesvorstand verabschiedetes Positionspapier, das „klare Regeln“ für den Einsatz von KI fordert. Darin heißt es: „Der Einsatz Künstlicher Intelligenz im Bereich des Journalismus hat das Potenzial, sich auf die Meinungs- und Willensbildung und damit auf Staat und Gesellschaft auszuwirken.[…].“ Es wird zudem darauf hingewiesen, dass KI-Systeme fernab von Ethik agierten und keine „Wächterfunktion“ wie Journalisten übernehmen könnten. Medienhäuser stünden also auch bei KI-generierten Texten in der redaktionellen Verantwortung. Zudem obliege ihnen als Arbeitgebende die soziale Verantwortung für ihre Mitarbeitenden.

Neben der Gefahr des Arbeitsplatzverlustes durch ein potentielles Einsparverhalten der Medienhäuser sah die Diskussionsrunde auch Reformbedarf für das Urheberrecht, um menschliche Arbeit langfristig zu schützen. Auch eine Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte wurde aufgeworfen.

Doch abseits aller noch zu klärenden, grundsätzlichen Regelungen für den Einsatz von KI im Medienbereich ging man auch auf mögliche konkrete Einsatzszenarien ein und versuchte, den teilnehmenden Medienschaffenden die Angst vor dem Thema zu nehmen.

Möglichkeiten Synthetischer Medien

Denn sich mit „Kollege KI“ zu beschäftigen, daran führt in Zukunft im Journalismus kein Weg vorbei. Aber sicher sei auch: „Journalismus braucht Menschen“, bekräftigte Horn. Denn die Technik sei eben nicht „intelligent“ sondern nur eine „Box“, die entsprechend vom Menschen trainiert werden müsse, um möglichst guten Output zu liefern. Sie habe zudem kein Bewusstsein, könne also Fehler nicht erkennen. Die Eingaben müssten daher sein genau sein und der Output genau geprüft werden. Zudem würden durch KI auch neue Berufsfelder entstehen.

Beim WDR hat man sich mit den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten „synthetischer Medien“ bereits vor drei Jahren im „Zukunftsreport Synthetische Medien“ beschäftigt. Und diese sind vielfältig: Neben der KI-gestützten Texterstellung können auch Dinge wie Synthetic Audio oder Video Einzug in die Redaktionen halten. Allerdings beschränkt sich der Einsatz Stand heute auf standardisierte Meldungen wie Sportergebnisse, Börsenkurse, Wetter- oder Verkehrsmeldungen. Horn nannte das Beispiel des privaten Radiosenders baden.fm, der in den Nachstunden Verkehrs- und Wettermeldungen durch eine KI-generierte Stimme ausgeben lässt. Auch bei der Personalisierung des Nutzererlebnisses und der automatischen Synchronisierung kann KI nützlich sein.

Auf der republica war das Team des WDR Media Innovation Hub übrigens unter anderem mit seinen Ideen für die digitale Sportschau von morgen vertreten. So stellte Dennis Horn am Montag  einen neuen Prototyp mit der Sportschau vor, der Spielberichte zur Fußball-Bundesliga erstellen soll. In einer weiteren Diskussionsrunde mit Franziska Fiedler, Jörg Schönenborn und Konrad Spremberg ging es um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf Drittplattformen und die damit verbundenen Chancen und Gefahrenpotentiale.

Fazit

Im Moment ist der Hype um ChatGPT und Co. kein Grund für Medienschaffende, sich über die Zukunft ihres Berufsstands Gedanken zu machen. Klar ist aber auch, dass alle, die heute „irgendwas mit Medien“ machen wollen, sich mit dieser Technologie beschäftigen sollten, um auch morgen noch beruflich mitreden zu können. Die Entwicklung ethischer Grundsätze für KI-Anwendungen und eigener, europäischer Open-Source-Modelle sind weitere offene Diskussionspunkte, die es gilt, schnellstmöglich anzugehen.

-AB
Bild: Okan Caliskan, Pixabay