Im November 2019 genehmigte das DVB Steering Board in Genf die DVB-I-Spezifikation. Der folgende Artikel gibt einen Kurzüberblick über den neuen hybriden Rundfunkstandard und das im September letzten Jahres gestartete Pilotprojekt in Deutschland.
Was ist DVB-I
DVB-I soll die Übertragungswege auf eine einheitliche Signalisierungsbasis stellen. Zuschauer sollen damit also Inhalte finden und anschauen können, egal ob diese über Kabel, Satellit, Terrestrik, Broadband- oder mobile Netze übertragen werden.
Mit DVB-I stehen Inhalte den Konsumierenden auf praktisch jedem beliebigen Endgerät zur Verfügung. Ob auf dem Smartphone oder Tablet, dem Laptop oder dem Fernseher, alle Geräte sollen mit demselben Content-Angebot angesprochen werden, das über einen DVB-I Client unter einer einzigen Benutzeroberfläche erreichbar ist. Auch die Art der Inhalte ist variabel und kann On-Demand-Dienste, Live-Übertragungen oder interaktive Anwendungen umfassen.
Der DVB-I-Standard kombiniert damit quasi die Vorzüge des linearen Fernsehens mit den flexiblen Möglichkeiten des Internet-Streamings. Eine Symbiose, die einen weiteren Schritt in die Zukunft des Fernsehens einläutet. Und das nicht nur in der Theorie, sondern auch bereits in der Praxis. In Italien etwa lief bereits ein Proof of Concept unter der Ägide von Mediaset. Ein Pilotprojekt soll im Frühjahr dieses Jahres starten. Und auch in Deutschland wird der neue Hybridstandard bereits einem praktischen Test unterzogen.
DVB-I-Pilotprojekt in Deutschland
In Deutschland ist im vergangenen September das DVB-I-Pilotprojekt gestartet. Bis Frühjahr 2023 soll mithilfe des Projekts ein umfassendes Zukunftsszenario getestet werden, das das gesamte DVB-I-Ökosystem umfasst. Insgesamt sind 19 Organisationen beteiligt, darunter Rundfunkveranstalter, Softwareanbieter und Gerätehersteller.
Das Projekt soll den Zusatznutzen für die Endnutzerinnen und -nutzer herausstellen, die im Idealfall gar nicht merken sollen, über welchen Übertragungsweg sie ihre Inhalte schließlich konsumieren. Zusätzlich sollen ihnen neue Dienste wie zeitlich begrenzte Event-Streams, Next Generation Audio (z. B. Dolby AC-4), EPs mit Link zu Mediatheken usw. zur Verfügung stehen, die es so im klassischen Rundfunkangebot bisher nicht gab. Zudem werde die Integration des gesamten HbbTV-Ökosystems mit allen Diensten und Zugänglichkeitsfunktionen mit DVB-I ermöglicht.
Vor allem der Hybridmodus am TV-Gerät, also die Kombination aus Broadcast- und IP-Transport, soll dabei auf Herz und Nieren getestet werden. Und auch die Zusammenarbeit auf technischer Ebene zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Medienhäusern mit ihren teils unterschiedlichen Schwerpunkten soll demonstriert werden. Dabei geht es unter anderem darum, Lösungen für das Digital Rights Management (DRM) und Geschäftsmodelle für Abonnementdienste sowie technische Lösungen für private Anbieter oder Plattformbetreiber zu erarbeiten.
Insgesamt hat der DVB-I-Pilot in Deutschland also zum Ziel, auf Grundlage der so gewonnenen Erkenntnisse aus technischer und wirtschaftlicher Sicht sowie der Validierung der Nutzererfahrung den Weg in Richtung einer möglichen Einführung von DVB-I-Diensten in Deutschland zu ebnen und dabei mögliche Lücken oder Anforderungen an den Standard zu identifizieren.
DVB-I Showcase auf der IBC 2022
Einen Vorgeschmack auf die Zielsetzungen des Projekts gab es bereits zum Start auf der IBC 2022. Dort zeigten am Stand der EBU und des DVB Project Teilnehmer des DVB-I-Piloten, wie verschiedene Programmquellen wie Breitband, Terrestrik und Satellit nahtlos integriert werden können und neue Medienerlebnisse auf TV-Geräten mit DVB-I ermöglichen.
Quelle: Youtube-Kanal der EBU
Weiterlesen
- Website DVB-I
=> zur Website - DVB BlueBook A177
=> zur Spezifikation - Artikel von Remo Vogel rbb/ARD über den Start des DVB-I-Piloten in Deutschland:
=> zum Artikel
-AB
Bild: Gerd Altmann, Pixabay
DVB-I auf der Hamburg Open 2023 - nicht verpassen!
Peter Pogrzeba (Deutsche Telekom) gibt am Donnerstag, 19. Januar um 14:30 Uhr einen Überblick über den aktuellen Stand der Diskussion in der Deutschen TV-Plattform (Task Foce DVB-I) und das DVB-I-Pilotprojekt. Mehr dazu hier.