Bild oben: Sonja Langhans, Dr. Christiane Janusch und Jan Bohacek mit Moderatorin Gila Thieleke
Nachbericht zum Jahresauftakt-Event der Broadcast- und Medientechnikbranche am 17. und 18. Januar.
Rund 30 Prozent mehr Besucherinnen und Besucher im Vergleich zum Vorjahr waren laut Veranstalter auf das Hamburger Messegelände gekommen, um sich in den Vorträgen und Paneldiskussionen über aktuelle Trends und Technologien zu informieren und sich beim Networking über die praktische Anwendung auszutauschen.
Vorstellung FKTG Journal und Vortragsreihe KI*
Die FKTG war auch in diesem Jahr mit einem eigenen Stand auf der Messe vertreten und präsentierte dort das Konzept des FKTG Journals, der neuen digitalen Fachzeitschrift für seine Mitglieder, das auf großes Interesse beim Publikum stieß und durchweg positiv bewertet wurde.
Thematisch stand auf der Veranstaltung wieder KI in all ihren Facetten im Zentrum des Interesses. Die FKTG verantwortete als Partner der Hamburg Open an beiden Messetagen einen rund vierstündigen Content-Block, der sich in einem bunten Themen-Mix sowohl mit wissenschaftlichen Aspekten von KI/Machine Learning und aktuellen Forschungsprojekten als auch dem praktischem Einsatz KI-getriebener Lösungen in Broadcast und Medien auseinandersetzte.
Eröffnet wurde der Themenblock am Mittwoch durch Prof. Dr. Volker Gruhn (Adesso SE), der in seinem Grundsatzvortrag zehn Thesen zum Umgang mit KI vorstellte. Sein Tenor: Keine Angst vor KI und den aktuellen Hype gelassen hinterfragen. Der Mensch steht im Zentrum aller KI-Entwicklungen.
Prof. Dr. Volker Gruhn
Mirko Drenger (Antenne Deutschland) berichtete im Anschluss vom Einsatz von KI im Radio. Antenne Deutschland hat im letzten Jahr mit der Technologie von Radio Cloud den ersten KI-betriebenen Radiosender gestartet. Moderiert wird der Radio-Stream von einer KI namens kAI. Der Stream kann über die gängigen Streaming-Portale, die Website oder die Absolute Radio App empfangen werden. Perspektivisch soll das KI-Projekt weiter entwickelt werden und dem Team hinter Absolute Radio durch effizienteres Arbeiten mehr kreative Freiräume schaffen.
Über den Einsatz von Generative KI in der Sportberichterstattung sprach Christina Schamp (WDR). So hätten Tests des WDR Innovation Lab gezeigt, dass die KI vor allem bei der Formulierung von Texten, etwa in der Spielberichterstattung ihre Stärken voll ausspielen kann. Die Texte dienen dem journalistischen Team als Grundlage für ihre Arbeit und vereinfachen damit eine im schnellebigen Sportjournalismus zeitfressende Routinearbeit, sodass sich das Team mehr auf die eigentliche journalistische Arbeit, das Einordnen von Informationen konzentrieren kann. Mit der KI-gestützten Zusammenfassung der Highlights in Bild und Ton ist man jedoch noch am Anfang. Hier tut sich die KI schwer, die richtigen Bildsegmente für einen gelungenen Zusammenschnitt auszuwählen und die Tonspur harmonisch zu integrieren.
Was bedeutet Affective Computing in der Medientechnik, dazu informierte Prof. Dr. Larissa Putzar (HAW). Affective Computing erkennt Emotionen und kann so die Mensch-Maschine-Interaktion deutlich verbessern. Die Erkennung von und Reaktion auf Emotionen erfolgt durch den Einsatz von aktuellen KI-Technologien. Dies kann als Basis für weitere Entwicklungen in verschiedenen Einsatzbereichen dienen, sowohl in den Medien als auch im Bereich Industrie 4.0 oder anderen Branchen.
*Anmerkung der Redaktion: Der leider ausgefallene Vortrag „Regulierung von KI durch Datenschutzrecht, AI-Act und KI-Haftungsrichtlinie; Bremst die EU den sinnvollen Einsatz von KI?“ von Dr. Lutz Martin Keppeler (Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek) wird durch ein Interview mit dem Referenten zeitnah nachgeholt.
KI in Text, Bild, Ton und Women in Broadcast
Am Donnerstag stellte Prof. Dr. Sylvia Rothe (HFF München) aktuelle Kunst- und Forschungsprojekte im Bereich KI vor. Sie berichtete unter anderem, wie man KI-gestützte Lösungen für die Drehbuchentwicklung oder auch die Generierung von Filmsequenzen nutzen kann. Damit zeigte sie auf, wie vielschichtig KI in der Film- und Kunstwelt inzwischen zum Einsatz kommen kann und wie sich die verschiedenen Bereiche Text, Bild und Ton miteinander zu einem Ganzen verbinden.
Prof. Dr. Sylvia Rothe
Um das Thema Audio, genauer gesagt, dei Nutzung von KI-basierten Technologien zur synthetischen Erzeugung und Bearbeitung von Sprache in der Audio-Postproduktion ging es im Vortrag von Markus Wüst (ZDF). Er stellte heraus vor allem heraus, welche Herausforderungen hierbei lauern und wie diese gelöst werden können.
Alexander Heidler (Microsoft) stellte unter dem Motto „AI@Microsoft - Wie sich die „Magie“ in den Medienalltag integriert“ vor, wie die Lösungen des Unternehmens im Medienbereich eingesetzt werden können. Dabei ging er auch auf die ethischen Aspekte des Themas ein.
Die FKTG war jedoch nicht nur mit der eigenen Beitragsreihe aktiv, mit Dominique Hoffmann und Dr. Christiane Janusch waren gleich zwei Vorständinnen der FKTG Teil einer Panel-Diskussion zum Thema Gender Diversity in der Branche vertreten. Diskutiert wurden unter anderem Ideen dazu, wie die Medientechnik sich künftig aufstellen muss, um als attraktive Karrieremöglichkeit für diverse Zielgruppen angesehen zu werden. Dabei wurde deutlich, dass sich zwar in den letzten Jahren schon einiges verändert hat, jedoch noch weitere Anstrengungen erforderlich sind, um dieses Ziel zu erreichen.
Kerstin Ebert, Dominique Hoffmann, Dr. Christiane Janusch
und Michael Gamböck mit Moderatorin Gila Thieleke (v.l.n.r.)
Neben den für alle Teilnehmenden offen stehenenden Vorträgen und Panel-Diskussionen hatte die Hamburg Open auch die im vergangenen Jahr etablierten Masterclasses im Programm. In Zusammenarbeit mit der Filmuniversität Babelsberg wurden etwa Workshops zum Thema „KI-Tools für das Virtuelle Studio“ angeboten. Zentrale Elemente der Workshops waren Einblicke in KI-getriebene Entwicklungen für ein virtuelles Studio sowie algorithmische Grundlagen und ein Überblick über relevante KI-Werkzeuge. Im praktischen Teil der Workshops hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, selbst mit verschiedenen KI-Tools zu experimentieren und einen Anwendungsfall im Kontext eines virtuellen Studios zu erproben.
Insgesamt zogen sowohl das Organisationsteam der Messe Hamburg als auch das Team der FKTG vor Ort einen positiven Schluss. Die Vortragsreihe zum Thema KI sowie das vorgestellte Konzept zum neuen Online-Journal der FKTG wurden sehr positiv bewertet. So kann die nächste Hamburg Open kommen: Diese findet am 15. und 16. Januar 2025 in der Halle B6 des Hamburger Messegeländes statt.
-AB