Archäologische Aufgaben der Medieninformatik

"3D-Pitot" nennt sich ein Forschungsprojekt der Medieninformatik, das von der Europäischen Union gefördert wird. Piotis sind jahrtausendealte Felszeichnungen in dem italienischen Val Camonica? Ein Team von  Wissenschaftlern erforscht neue Verfahren zur Analyse der gemeißelten Figuren und Zeichen.  Ziele des Projekts sind die Entwicklung hochgenauer 3D-Digitalisierungstechnologien, intelligenter Klassifikationsmethoden und interaktiver Visualisierungstechniken. Damit soll die wissenschaftliche Analyse und öffentliche Präsentation dieses schwer erreichbaren UNESCO-Weltkulturerbes ermöglicht werden. Die Professur Systeme der Virtuellen Realität an der Bauhaus-Universität Weimar erhielt dafür eine Förderung über 480.320 Euro von der Europäischen Union.
Die dreidimensionalen Gravuren wurden bisher nur durch Fotos und Handzeichnungen dokumentiert. Ihre Existenz war den meisten Menschen bisher nicht bekannt. Im Rahmen des Projektes werden nun neue 3D-Scantechnologien zur hochgenauen Digitalisierung der Pitoti und des umliegenden Geländes entwickelt. In den submillimetergenauen 3D-Scans werden Details sichtbar, die mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar sind. Diese räumliche Genauigkeit ermöglicht erstmals auch die Untersuchung der Meißelspuren, beispielsweise hinsichtlich der Dichte, Tiefe und Richtung der Einschläge. In den detaillierten Strukturen hoffen die Wissenschaftler »Handschriften« zu finden und dadurch die Felszeichnungen verschiedenen Stilen, Entstehungsphasen und Autoren zuordnen zu können.

Die Ästhetik der Pitoti entfaltet sich durch die Wechselwirkung von Licht und Schatten zu verschiedenen Tageszeiten. Die Figuren scheinen sich zu bewegen, als wären sie animiert. Einige der Felszeichnungen sind überhaupt nur morgens und abends bei sehr niedrigem Sonnenstand erkennbar. Dieses dynamische Spiel von Licht und Schatten soll im virtuellen Val Camonica realistisch nachempfunden werden. Dazu muss die neue 3D-Scantechnik über die Geometrie hinaus auch Materialeigenschaften erfassen. Weitere Informationen zum Forschungsprojekt gibt es unter http://www.pitoti.org, siehe auch die Originalmeldung. (bol)



Quelle: Wissenschaftler an der Bauhaus-Universität Weimar entwickeln neue Präsentationssysteme und Visualisierungstechniken zur gemeinsamen Exploration des virtuellen Val Camonica und seiner prähistorischen Felskunst.  © Bauhaus-Universität Weimar, Professur Systeme der Virtuellen Realität

Autor:
bol