Wieder entdeckt: Prof. Dr. Erich Lehmann, Vorsitzender der DKG

Im "Physik Journal" ist jüngst ein umfangreicher Artikel über einen langjährigen Vorsitzenden der DKG erschienen, der als brutal Verfolgter des Nazi-Regimes 1942 Selbstmord verübte: Professor Dr. E. Lehmann zum Gedenken. Autor des Artikels ist Dr. Stefan L. Wolff, Senior Researcher am Forschungsinstitut für Technik- und Wissenschaftsgeschichte, Deutsches Museum.

Die FKTG-Community dankt Herrn Wolff von ganzem Herzen für diesen außerordentlichen Beitrag, der einen Pionier der Farbenenfotographie und der Kinotechnik der drohenden Vergessenheit entreißt. Der Artikel ist als Online-Fassung im Physikportal "pro-physik.de" erschienen und auch als PDF-Dabei abrufbar (siehe rechte Spalte).

Erich Lehmann (1878 - 1942)


Im Untertitel zu seinem Artikel schreibt Stefan L. Wolff: "Mit seiner breiten Kompetenz für Photochemie, Spektroskopie sowie für Kino- und Reproduktionstechnik war er in Deutschland singulär. Zuletzt blieb ihm nur die Flucht in den Tod".

 

Biographisches


Die folgenden biographischen Angaben sind sehr verkürzt dem o.g. Artikel von Stefan L. Wolff entnommen und beschränken sich im Wesentlichen auf Lehmanns Wirken als Erster Vorsitzender der DKG.


Erich Lehmann wurde am 9. August 1878 in Berlin geboren und studierte von 1896 - 1900 Chemie an der Berliner Universität.1901 promovierte er in Chemie und habilitierte sich 1908.

In der Hauptversammlung vom 25. März 1925 wählte die DKG ihn einstimmig zum Vorsitzenden der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft. Wolff schreibt dazu: "Lehmann beteiligte sich an den Bemühungen um Normungen in der kinotechnischen Industrie und gehörte seit 1926 zu einer dreiköpfigen Prüfstelle für die Sicherheit von Filmvorführungen in Preußen."

Ab 1929 wirkte er als nicht-beamteter, außerordentlicher Professor an der TH Berlin. 1931 übernahm er die Direktorenstelle im "Forschungsinstitut für das Graphische Gewerbe".

Noch im März 1933 (!) wurde Lehmann als Vorsitzender der DKG wiedergewählt, wurde aber im April 1933 als Direktor des Forschungsinstituts beurlabt und musste fortan ohne Bezüge auskkommen. Im Oktober 1933 legte er auch sein Amt als Vorsitzender bei der DKG nieder und zog sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Versuche nach London zu emigrieren scheiterten, so dass er als letzten Ausweg am 11. Januar 1942 im Freitod den einzigen Ausweg sah.

 

 

Vor der Nazi-Herrschaft


Stefan L. Wolffs Gedenkartikel zeigt aber auch, welch vielseitiger Wissenschaftler Erich Lehmann bis zum Beginn der Terrorherrschaft der Nazis war.

Es ist faszinierend zu lesen, wie Lehmann sowohl in den Bereichen der experimentellen Chemie als auch in der Physik und bei der Erforschung der Erdatmosphäre zu bahnbrechenden Entdeckungen gelangte. Doch selbst sein "vaterländisches" Engagement als erster und einziger "Photochemiker des Heeres" während des ersten Weltkrieges halt ihm nicht.


Quelle: Physik Journal 21 (2022) Nr. 2


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