„Trend geht zu Premium-Formaten“

Laura Houlgatte, UNIC

Laura Houlgatte, Geschäftsführerin des internationalen Kinoverbands UNIC, über ihre Erlebnisse auf der CinemaCon in Las Vegas und darüber, was Teilnehmende auf der CineEurope erwartet.


Du warst kürzlich auf der CinemaCon, dem ersten großen internationalen Branchenevent nach langer Zeit. Wie hast Du die Veranstaltung erlebt, welche Stimmung herrschte unter den Kinobetreiber:innen?

Es war eine tolle Veranstaltung mit packender Dynamik. Alle Branchenteilnehmer - Kinobetreiber, Verleiher und Hersteller - strahlten diesen Optimismus aus und den Willen, weiterzumachen. Die Pandemie schien weit weg – ich glaube, Corona wurde nur ein paar Mal erwähnt!

Die Studios haben für die kommenden Monate sehr starke Filme vorgestellt, auch das hat sehr zur positiven Grundstimmung des Events beigetragen.
Was die Besucher angeht, waren tatsächlich ziemlich viele internationale Gäste gekommen – einzig die Besucher aus Asien fehlten, da dort teils noch strengere Reisebeschränkungen in Kraft sind.

Welche Technik-Trends gab es?

Meiner Meinung nach der wichtigste Trend insgesamt ist die Bereitschaft des Kinopublikums, mehr Geld für Premium-Formate auszugeben, und dass, obwohl die Lebenskosten konstant steigen. Sie wollen Kino als abgerundetes Gesamtpaket erleben, angefangen von Premium-Kinosesseln bis hin zu Catering-Konzepten, und natürlich in perfekter Bild- und Tonqualität.

Es geht also darum, ein komplettes Event rund um den Film zu schaffen. In diesem Zusammenhang hat der 3D-Trailer von Avatar 2, der im Rahmen der CinemaCon gezeigt wurde, herausgestellt, was technisch momentan möglich ist.

[Anm. d. Red.: Projektorenhersteller Christie hat angekündigt, gemeinsam mit James Camerons Firma Lightstorm Entertainment an der optimalen visuellen Wiedergabe des Films zu arbeiten, der in 3D/HDR/HFR gedreht wurde.]

 

Du hast auch eine Session im Rahmen des internationalen Tagesprogramms moderiert. Darin ging es um das neue französischen Gesetz über die Medienchronologie, das es Streaming-Diensten ermöglicht, Filme viel früher auf ihren Plattformen zu zeigen. Könntest Du kurz zusammenfassen, worum es genau ging?

Das französische Zeitfenstersystem ist schon recht exotisch. Nach französischem Recht muss ein Film mindestens vier Monate lang im Kino gezeigt werden - es sei denn, für den Film wurden innerhalb von vier Wochen weniger als 100.000 Tickets verkauft. Während dieser Zeit darf der Film nirgendwo anders gezeigt werden. Aber wie passen Streaming-Dienste in diese Konstellation? Mit dieser Frage hatten sich die französischen Regulierungsbehörden im vergangenen Jahr befasst.

Nach einem neuen Erlass müssen Streaming-Dienste wie Netflix nun zwischen 20 und 25 Prozent ihrer in Frankreich erzielten Einnahmen in lokale Produktionen investieren. Im Gegenzug dürfen sie Filme früher auf ihren jeweiligen Plattformen streamen.

Insgesamt ist das System ziemlich einzigartig in Europa. Es ist jedoch wichtig, dass jeder Kinomarkt in Europa seine eigenen Regelungen hat, die die spezifische Marktdynamik deutlich widerspiegeln.

Die CineEurope steht kurz bevor – was können Teilnehmende erwarten?

Wir haben ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Natürlich werden die Verleihprogramme der großen Hollywood-Studios, aber auch von europäischen Verleihern wie Unifrance und Studiocanal zu sehen sein. Darüber hinaus zeigen wir wieder einige komplette Filme, darunter sehr starke Titel. Ich darf allerdings jetzt noch nicht verraten, welche dies sein werden.

Auch unsere traditionellen Diskussionsrunden wie den Executive Round Table wird es wieder geben, zusammen mit weiteren Panels zum Thema Publikum und Kinoerlebnis.

Auf der Agenda stehen ebenfalls der Kampf gegen Piraterie, Diversität und Teilhabe. Dann gibt es noch das ICTA-Seminar, das die Technik ins Rampenlicht rückt. Und zu guter Letzt wird dann die dort diskutierte Technologie in unserer Ausstellung zu sehen sein. Insgesamt wird es also eine spannende Veranstaltung!

-AB
Teaserbild: Gioele Fazzeri, Pixabay
Bild Laura Houlgatte: Diana Stratan