„In technisches Know-how investieren“ - Teil I

Dagmar Driesnack

FKTG im Interview mit Dagmar Driesnack, Solution Manager bei Rohde & Schwarz. Im ersten Teil nimmt sie uns mit in ihren Arbeitsalltag und erläutert, warum man sich erst engagieren muss, um etwas zurückzubekommen, und welch wichtige Rolle die Standardisierungsarbeit spielt.


Interview Teil 2 hier


Seit Mai 2021 bist Du bei Rohde & Schwarz als Solution Manager. Woran arbeitest Du genau?

Als Solution Manager ist man praktisch ein Projektmanager mit technischem Verständnis. Ich betreue Kundenprojekte bereits ab der Presales-Phase bis zur Abnahme und Übergabe und versuche dabei, alle Gewerke zusammenzuhalten. Das erfordert sehr viel Kommunikation mit Kollegen und Kunden und natürlich auch die Dokumentation des Projektfortschritts, damit alle den Überblick behalten und immer auf dem aktuellen Stand sind.
Ich bin ja erst seit circa einem Jahr dabei und darf mich daher in gewisser Weise noch als „Newbie“ bezeichnen. Was mir auf jeden Fall bei meiner Arbeit hilft, ist, dass ich aufgrund meiner bisherigen Berufserfahrung beide Seiten verstehe und zwischen Hersteller- und Kundenseite gut vermitteln kann.

Wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag aktuell für Dich aus?

Ich arbeite in einem hybriden Arbeitsmodell. Ich wohne in München, der Großteil des Teams von Rohde & Schwarz im Bereich Broadcast & Media sitzt in Hannover. Ich versuche daher, etwa alle zwei bis drei Wochen in Hannover zu sein, um den realen Kontakt zum Team zu haben. Ansonsten arbeite ich von zuhause oder vom Münchner Büro von Rohde & Schwarz aus, wo immer ein Arbeitsplatz für mich zur Verfügung steht.
Mein Arbeitsalltag setzt sich primär aus E-Mails, Telefonaten bzw. Meetings und Dokumentation zusammen, das heißt ich verbringe viel Zeit vor dem Rechner. Meine Aufgabe besteht also hauptsächlich aus Kommunikation intern und mit dem jeweiligen Kunden. Ich muss alle Seiten verstehen und gegebenenfalls versuchen, Kompromisse zu finden. Und natürlich muss ich produkttechnisch immer auf dem neuesten Stand sein und mich entsprechend in neue Produkte einarbeiten.

Du bist seit 2004 Mitglied der FKTG, was waren für Dich damals die Gründe beizutreten?

Für mich war ein Schlüsselerlebnis, dass ich an der Hochschule eine FKT-Zeitschrift rumliegen sah, mit der ich mich dann näher beschäftigt habe. Diese ganze Wissensbasis, die in der FKTG vorhanden ist, und die Nähe zur Branche haben mich damals von Anfang an fasziniert. Durch den reduzierten Mitgliedsbeitrag für Studierende war es zudem für mich erschwinglich, sodass ich nicht lange gezögert habe.
In der Recherchezeit für die Diplomarbeit habe ich auch das Artikel-Archiv auf der FKTG-Website oft genutzt, um so gezielt zu verstehen, wie bestimmte Entwicklungen entstanden sind und wie ich sie in meine eigene Arbeit überführen kann. Das hat mir übrigens auch nachher bei meiner Tätigkeit im IRT viel gebracht. Nicht zu vergessen die persönlichen Kontakte auf den FKTG-Fachtagungen und Regionalveranstaltungen.

Du bist ebenfalls Mitglied der SMPTE und dort aktuell sogar als Regional Governor für EMEA sowie u.a. Mittel- und Südamerika aktiv. Was sind konkret Deine Ziele?

Sowohl für die FKTG als auch für die SMPTE ist es mir sehr wichtig, den Nachwuchs in die Organisationen zu bringen. Es ist entscheidend, dass jeder versteht, dass man sich engagieren muss, um auch wieder etwas zurückzubekommen.
Speziell bei der SMPTE spielt die Standardisierungsarbeit eine große Rolle. Standards ermöglichen Interoperabilität, quasi die Basis, die alles zusammenbringt. Hier gilt es ein Bewusstsein zu schaffen, dass nur durch die aktive Zusammenarbeit in Interessensgruppen eine solche Arbeit möglich wird. Und das dies Engagement von allen in der Branche erfordert. Daher halte ich auch den Kontakt als Externe zur EBU und beobachte die Entwicklungen dort.

Du warst in im Rahmen Deiner Tätigkeit beim IRT auch in verschiedenen Standardisierungsgremien aktiv. Wie hat sich aus Deiner Sicht die Schließung auf die Arbeit und den Einfluss deutschsprachiger Marktteilnehmer in diesen internationalen Gremien ausgewirkt?

Dadurch, dass ich praktisch die Seiten gewechselt habe, bekomme ich vieles nicht mehr direkt mit. Ich stehe aber nach wie vor im engen Kontakt mit der EBU oder auch zu Stephan Heimbecher der ja den Vorsitz der EBU-Gruppe Strategic Programme Production übernommen hat.
Ich denke, viele haben mitbekommen, welche Arbeit wir beim IRT damals in Sachen Standardisierung geleistet haben. Jetzt muss eben geschaut werden, dass der DACH-Raum weiterhin eine gewichtige Stimme in den internationalen Gremien hat und so mitentscheidend einwirken kann. Einfacher ist es aber mit Sicherheit nicht geworden.
In Deutschland ist die ARD ja inzwischen dabei, dezentrale Kompetenzzentren mit Themenschwerpunkten aufzubauen. Einige ehemalige Kollegen des IRT sind auch da wieder mit dabei. Man wird nun abwarten müssen, wie die nationale und internationale Zusammenarbeit sich künftig auf dieser Basis weiterentwickelt.

Wie verbindest Du Deine vielen Aktivitäten mit Deinem Workload bei der Arbeit?

Ich denke, hier muss man sich selber disziplinieren. Für mich bedeutet das zum Beispiel, dass ich am Wochenende und an Feiertagen mein Firmenhandy abstelle und mein Laptop nicht anrühre. Eine ständige Erreichbarkeit Tag und Nacht tut nicht gut. Es muss Zeiten der Ruhe und Entspannung geben. Klar gibt es Ausnahmen, aber die sollten nicht zur Normalität werden.
So haben wir etwa bei den Meetings der SMPTE mit den Kollegen in den USA und anderen Teilen der Welt ja immer eine Zeitverschiebung, bei der wir mal spät abends oder am frühen Morgen vor dem Rechner sitzen. Aber die Zeitzonen „wandern“, sodass jeder mal an der Reihe ist und unbequemere Uhrzeiten in Kauf nehmen muss. Diese Regelung finde ich sehr fair.

-AB
Bild: Dagmar Driesnack/Rohde & Schwarz