KI-Textgenerierung für Medienschaffende

Chatbot

HFF startet neue Veranstaltungsreihe rund um Fragen der künstlichen Intelligenz im Medienumfeld. 


KI-Textmodelle dominieren derzeit nicht nur die Fachpresse, sondern werden auch in den Publikumsmedien umfassend beleuchtet. Seit Open AI Ende letzten Jahres die neueste Version seines Chatbots ChatGPT zu Testzwecken frei zugänglich gemacht hat, haben unzählige User von dem Angebot Gebrauch gemacht, sodass die Plattform sogar zeitweise überlastet ist.

Der Lehrstuhl für KI in der Medienproduktion an der HFF hat diesen Trend zum Anlass genommen, eine neue Veranstaltungsreihe ins Leben zu rufen, die sich mit aktuellen Themen der KI und ihren Einsatzmöglichkeiten im Medienumfeld befasst. Jeden zweiten Mittwoch im Monat (mit Ausnahme der vorlesungsfreien Zeit) ist eine themenspezifische Veranstaltung geplant, die praktische Aspekte mit der Vermittlung von Hintergrundwissen verbindet. Darüber hinaus gibt es mittwochs weitere Angebote für KI-interessierte Studierende wie eine KI-Sprechstunde via Zoom, ein KI-Lab sowie technische Tutorials. 

Zum Auftakt ging es um den Einsatz der KI für die Textgenerierung. Wie können Kreative die neuen Möglichkeiten der „intelligenten“ Chatbots für ihre Arbeit nutzen? Am praktischen Beispiel von ChatGPT ging Prof. Dr. Sylvia Rothe zunächst auf die Chancen und Herausforderungen der KI-Textgenerierung ein. 


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ChatGPT im Praxistest

Prinzipiell bieten Lösungen wie ChatGPT eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Kreative für sich nutzen können. So kann der Chatbot Fragen beantworten, Übersetzungen liefern, Zusammenfassungen schreiben oder bei Programmieraufgaben helfen. Im Test wurde einfacher HTML-Code zum Beispiel fehlerfrei wiedergegeben. Auch Ideen und Entwürfe lassen sich mit Hilfe der KI erstellen. Und kleine Geschichten mit sinnvoller Story vermag die App ebenfalls zu erzählen.

Die so gewonnenen Antworten und Texte klingen zunächst einmal sehr natürlich. Doch wer glaubte, diese ungeprüft per Copy & Paste übernehmen zu können, wurde gleich eines Besseren belehrt. Denn die KI macht noch Fehler beim Erkennen von Zusammenhängen. Durch Nachfragen lernt das System zwar innerhalb einer Session dazu, „vergisst“ so Gelerntes allerdings danach gleich wieder. Auch werden teils signifikante Falschaussagen getroffen, die allerdings sehr überzeugend präsentiert werden. Der Chatbot quasi als perfekter Manipulator. 

Eine umfassende Kenntnis der an die KI gestellten Aufgaben ist also zwingend erforderlich, um etwaige Fehler oder unsinnige Antworten sofort aufzuspüren, und seien sie noch so plausibel dargelegt. Einige Anfragen werden aber auch zurückgewiesen, etwa im Bereich von juristischen Texten oder bei der Ausgabe von persönlichen Erfahrungen bzw. Gefühlen. Für tagesaktuelle Anfragen taugt das Modell aktuell nicht. Es ist nicht mit dem Internet verbunden und basiert auf Testdaten mit dem Stand von 2021 (auch wenn es sich zwischenzeitlich selbst kennt). 

KI-basierte Modelle zur Textgenerierung bieten also viele Chancen, sich Dinge erklären zu lassen oder Ideen zu finden und eröffnen neue Möglichkeiten des Lernens. Voraussetzung für ihren gefahrlosen Einsatz ist allerdings ein gründlicher Faktencheck der gelieferten Ergebnisse, um falsche oder manipulative Inhalte oder schlimmstenfalls sogar schadhaften Code direkt zu entlarven. Und auch Urheberrechtsverletzungen zu vermeiden, denn Quellen für seine Aussagen gibt ChatGPT nicht an. 

Do., 26.01.2023 - 11:50

Pitch-Entwicklung mit Hilfe von KI 

Im zweiten Vortrag erläuterten Taç Romey und Markus Walsch dann, wie sie KI zur Pitch-Entwicklung einsetzten. Auch sie betonten, dass Fachwissen beim Einsatz von KI wesentlich sei, um zu beurteilen, ob einn Ergebnis möglicherweise ein Plagiat ist oder überhaupt relevant.

Dazu müssten etwa wesentliche Werke der Weltliteratur und Filmgeschichte bekannt sein. Auch die professionellen Grundlagen und ein geschultes Auge seien erforderlich. Dann könne die Kreativität der KI sehr gut genutzt werden, um unterstützende Gedanken zur eigenen Idee zu liefern.

Für die Ideenentwicklung nutzten sie das Tool Playground. Bei Playground können unterschiedliche Modelle eingestellt werden, je nachdem für welche Art von Aufgabe es eingesetzt wird. Dazu weitere Angaben wie Tonalität, Textlänge und mehr.

Die Kommunikation funktioniere auf Englisch am besten, auch wenn es deutschsprachige Tools gebe. Nach fünf bis sechs „Fragerunden“ an die KI (von den Referenten „CreAItive PINGPONG“ genannt) würden allerdings keine signifikanten Fortschritte mehr erzielt. 

KI sei also ein Impulsgeber und kreativer Gegenspieler. Allerdings sei KI eben auch eine große Blackbox, trotz offenen Quellcodes, und müsse mit entsprechender Vorsicht eingesetzt werden.

Die derzeitigen Tools sind allerdings noch nicht speziell auf die Drehbuchentwicklung ausgelegt. Hierfür soll demnächst die Screenwriting Software Cyberfilm.AI auf den Markt kommen. Damit sollen dann bisherige händische Nachbesserungen entfallen und automatisiert werden.

Die beiden Praxisvorträge zeigen, dass Kreative von den Möglichkeiten der KI vor allem dahingehend profitieren, dass sie ihre eigene Idee mit Hilfe des Bot-Sparringspartners weiterentwickeln können. Ihr eigentliches Handwerkszeug müssen sie allerdings nach wie vor perfekt beherrschen.

-AB
Headerbild: Mohamed Hassan, Pixabay