Interview mit Ulf Genzel, Mitglied des Vorstandes der FKTG (Teil 1)

Ulf Genzel

Ulf Genzel ist geschäftsführender Gesellschafter der contagi MEDIA+IT GmbH und dort verantwortlich für Personalentwicklung, Personalberatung, Recruiting und Direktsuche (Executive Search) vom „Rare to find Expert“ bis hin zur Führungskraft. 2022 wurde Ulf Genzel in den Vorstand der FKTG gewählt und wird hier unter anderem als Kassenwart und Ansprechpartner der Förderfirmen tätig sein. Das Interview mit Ulf Genzel führte Wolfgang Fleischer, FKTG Community-Manager.


Siehe auch: Teil 2 des Interviews


Sie sind schon seit 1997 Mitglied in der FKTG und haben sich seither vielfach für die FKTG engagiert. Wie sind Sie eigentlich auf die FKTG gestoßen, und was hat Sie bewogen, Mitglied der FKTG zu werden?

Meine Tätigkeit in der Fernsehtechnik begann tatsächlich bereits 1987 als junger Bildtechniker in der Berliner Kabelzentrale bzw. etwas später beim TV-Sender RIAS- TV. Ende der 80er-Jahre bin ich dann im Rahmen einer interessanten Regionalveranstaltung beim damaligen Sender Freies Berlin (SFB) in der Masurenallee mit der FKTG bekannt geworden. Ein erster, für mich seinerzeit sehr spannender Kontakt. Im Vortrag ging es um 1-Zoll-MAZen...

Was waren in der Folge die Schwerpunkte Ihrer Mitarbeit bei der FKTG?

Nach Gründung meiner ersten GmbH im Jahr 1999 wurde das Unternehmen Förderfirmenmitglied. Auf diesem Wege sind wir dann auch selbst bei Regionalveranstaltungen aktiv geworden und haben Vorträge mit Partnern gehalten. Das ging dann weiter mit meiner Tätigkeit als Kassenprüfer der FKTG, wobei sich für mich heute mit meiner Aufgabe als Kassenwart im Vorstand der FKTG in gewisser Weise ein Kreis schließt.

In den ersten Jahren waren es gerade die Regionalveranstaltungen, die mich motiviert haben, Mitglied der FKTG zu werden, da bei diesen Events schon immer ein sehr fundierter Wissensaustausch mit interessanten Personen aus der Branche ermöglicht wurde.

Ganz allgemein erst einmal in der Rückschau: Inwieweit sind denn Ihre Erwartungen an der FKTG erfüllt worden?

Besonders interessant finde ich die regen Veranstaltungstätigkeiten der FKTG - also nicht nur die Regionalveranstaltungen, sondern auch die Präsenz auf Messen. In Kombination mit der Fachzeitschrift FKT und den Jahrestagungen ist das ein sehr facettenreiches Gesamt-Ensemble, ideal auch für den Auf- und Ausbau des eigenen Netzwerkes.

 

 

 

Natürlich haben sich im Laufe der Jahre auch viele Änderungen in der Broadcast-Branche ergeben. Völlig neue Berufsbilder sind entstanden, die klassische IT-Welt hat immer mehr Einfluss auf die Technologien und die Entwicklung der Medien genommen. Ich glaube, dass sich die FKTG hier entsprechend neu aufstellen muss. Wir brauchen andere und modernere Formate. Das betrifft nicht zuletzt auch den Content auf der Website der FKTG. Hier wünsche ich mir mehr aktuelle Themen, um so nach den ersten 102 Jahren seit Gründung des Vereins auch die nächsten 102 Jahre offensiv und dynamischer angehen zu können. Wir alle stehen hier bei den ständigen Änderungen der Branche unter einem gewissen Anpassungsdruck.

Da stellt sich dann die Frage, inwieweit gerade durch die Änderungen, die die Pandemie mit sich brachte, die Live-Events der FKTG nicht auch durch Online-Formate ergänzt werden könnten, so dass Wissensaustausch über virtuelle Kanäle noch stärker ermöglicht werden kann. Die Webinare, die die FKTG seit einiger Zeit anbietet, sind ja von den Mitgliedern und Interessent/innen sehr gut angenommen worden.

Ja - absolut. Wir haben als neuer Vorstand der FKTG bereits intern die Devise ausgegeben, dass die Website www.fktg.org als Kommunikationsplattform Nr. 1 in der Broadcast- und Medientechnologiebranche etabliert werden soll, um die bisherige Erfolgsgeschichte der FKTG auch in die Zukunft zu transportieren. Es geht ja nicht nur um die fundierten und bewährten Recherche-Möglichkeiten, die www.fktg.org bietet, sondern auch um den echten wissensbasierten Dialog der Mitglieder untereinander. Hier brauchen wir deutlich mehr Dynamik, um für weitere Interessentenkreise attraktiver zu werden und zu bleiben.

Es geht also auch um die Frage, wie die große Mitgliedschaft der FKTG stärker aktiviert werden kann?

Als neuer Vorstand haben wir vor, noch direkter und viel offener mit den FKTG-Mitgliedern zu kommunizieren - also einen Dialog zu schaffen. Über Befragungen beispielsweise sollen FKTG-Mitglieder und Förderfirmenvertreter/innen die Möglichkeit bekommen, selbst mit Fragen, Vorschlägen, Anregungen an den Vorstand und an die anderen Mitglieder heranzutreten. So könnte im Dialog dann auch recht schnell und treffsicher herausgearbeitet werden, was die großen Themen und Herausforderungen sind, denen sich die FKTG jetzt zuwenden sollte. Zur Veranschaulichung einige Beispiele für mögliche "Themenerweiterungen", die über die klassischen Kino- und Fernsehtechnikdomänen hinausgehen: Die Kino- und Fernsehtechnik ist bereits heute überhaupt nicht mehr ohne die Informationstechnologien zu denkbar. Dies gilt in sehr ähnlicher Weise für die kreative Wertschöpfung der Fernseh- und Filmproduktion und ebenso für die Veranstaltungstechnik. Medientechnologie (z. B. Videotechnik) wird ja zunehmend in anderen Bereichen wie dem digitalen Meldewesen oder dem autonomen Fahren eingesetzt - also in Bereichen, denen wir uns demzufolge auch stärker zuwenden sollten. Diese sehr spannenden und zukünftigen Anwendungsgebiete könnte man auf einer kommunikativ ausgelegten Plattform www.fktg.org entsprechend redaktionell aufbereitet sehr schön sichtbar werden lassen. 

 

 

 

 

 

 

Di., 14.06.2022 - 05:58

Das bringt mich zu einem weiteren Thema, das unmittelbar mit der Zukunft der Mediengesellschaft zu tun hat. Wie sehen Sie die Rolle und die Möglichkeiten der FKTG, sich auf dem Aus- und Weiterbildungsmarkt stärker zu positionieren?

Die bisherigen und sicherlich auch zukünftigen Regionalveranstaltungen der FKTG haben ja durchaus schon Aus- und Weiterbildungscharakter. Aber ich denke, dass man solche Formate durchaus auch ausbauen kann. Ich bin ein großer Freund von Kooperationen, und es gibt auf dem Markt ja bereits hochqualifizierte und etablierte Akademien und Institute, mit denen man den Dialog suchen könnte, um neue Formate zu entwickeln. Das könnte insbesondere für Berufseinsteiger/innen interessant sein, wenn sie die FKTG dann auch stärker als Wissensplattform wahrnehmen. Hier könnte sich durchaus auch ein attraktives Umfeld für Förderfirmen ergeben.

Die Förderfirmen selbst bieten ja eine Vielzahl von Weiterbildungen an, seien es Informationsveranstaltungen, Produktschulungen, Schulungen für Service-Leistungen. Wäre es eine Idee, die Weiterbildungsangebote der Förderfirmen auf der FKTG-ORG zu sammeln und so die Gelegenheit zu geben, Weiterbildungsangebote im Rahmen eines benutzerfreundlichen Wissens- oder Lernmanagementsystems zu platzieren?

Aus eigener Erfahrung als Personalberater weiß ich, dass dies für Förderfirmen der FKTG sehr interessant sein könnte. Die meisten Unternehmen in unserer Branche haben aktuell mit akutem Fachkräftemangel zu kämpfen und sind deswegen bestrebt, ihre Mitarbeiter/innen beispielsweise durch Schulungsmaßnahmen an sich zu binden. Hier könnten wir als FKTG viel stärker ansetzen - mindestens mit dem Ziel, als qualifizierter Partner wahrgenommen zu werden. Die FKTG als Partner, der versteht, wo tatsächlich der Bedarf hinsichtlich des Personals und des Wissensaufbaus liegt. Ein Partner, der selbst entsprechende Angebote liefert, beispielsweise im Rahmen von Regionalveranstaltungen, Trainingsangeboten für die Aus- und Weiterbildung oder als beratende Institution über die verschiedenen Kommunikationskanäle. Daraus kann ein Geben und Nehmen entstehen, so dass eine Förderfirma der FKTG von potentiellen neuen Mitarbeitenden auch als interessanter Arbeitgeber wahrgenommen werden würde. Wenn die FKTG auf diese Weise für die wertvolle Personalentwicklung ihren Beitrag leistet, wäre dies aus meiner Sicht genau die richtige Richtung.

Die FKTG hat ja seit dem Relaunch ihrer Website im Oktober 2021 einiges in die Weiterentwicklung des Content-Angebotes online investiert. Sehen Sie hier Themenbereiche, die noch stärker ausgebaut werden könnten?

Über wissenschaftliche Themen sollte weiterhin detailliert berichtet werden, wie es ja in der FKT schon immer der Fall war. Darüber hinaus würde ich es mir persönlich wünschen, dass auch über konkrete, in der Praxis eingesetzte Lösungen berichtet wird. Wie funktioniert ein Medienproduktionsbetrieb als Ganzes? Welche graphische Lösung gibt es für ein neues Newsroom-Studio? Wie können komplexe Workflows abgebildet werden? Welche Probleme gibt es bei der Einrichtung von digitalen Archiven? Welche Auswirkungen haben Änderungen der Workflows in Bezug auf den Personalbedarf? Muss ich als Unternehmen in eine ganz bestimmte Richtung schulen, oder brauche ich möglicherweise Leute mit ganz anderen Skills? Alles Themen, die für die FKTG-Community sicherlich interessant wären. (wird fortgesetzt)