Beatrice Sandow und Matthias Letsch von der CONFACTs GmbH über das Consulting-Geschäft im Broadcast und seine Anforderungen heute.
In einem FKTG-Interview mit Stephan Heimbecher ging es unter anderem um die stark veränderte Arbeitsweise bei der Entwicklung von Standards. Er bemängelte, dass man heute fertige Lösungen der Hersteller präsentiert bekäme, die sich oft nicht an den Marktanforderungen orientierten. Auch würde wesentlich weniger Forschung betrieben. Wie ist Ihre Meinung hierzu? Und was bedeutet dies für Ihre Arbeit im Projekt-Consulting?
Matthias Letsch:
Es stimmt zwar, dass weniger unabhängig geforscht wird, dafür aber mehr von den Herstellern selbst. Ein Hersteller muss natürlich ein Geschäftsmodell bedienen und versucht, bestimmte Themen voranzutreiben. Dennoch können sie nicht komplett am Markt vorbei agieren, denn schließlich möchten sie ja mit ihrer Entwicklung Geld verdienen. Es gibt inzwischen auch einen leichten Trend zu Open-Source, selbst Unternehmen wie Microsoft verschließen sich dem nicht mehr.
Für unsere Arbeit bedeutet das vor allem, dass sie komplexer geworden ist und immer mehrere Player bei den Projekten mit am Tisch sitzen. Da die Ansätze je nach Projekt höchst unterschiedlich sind, müssen die Hersteller von Beginn an stark mit einbezogen werden, um eine Interoperabilität der verschiedenen Systeme sicherzustellen und die Schnittstellen zu prüfen bzw. zu definieren.
Ihre Kunden kommen schwerpunktmäßig aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Wie bringen Sie in diesem Umfeld Projekte mit agilen Methoden voran?
Beatrice Sandow:
Agilität lässt sich nicht erzwingen. Wir versuchen generell, die Kunden dort abzuholen, wo sie sich befinden. Das ist je nach Projektsituation und Teilnehmer sehr individuell, sodass wir beim Projekt-Consulting häufig auch Themen aus dem Bereich Change Management aufgreifen.
Beatrice Sandow
Wir sehen heute nicht nur Entwicklungen zu crossmedialen Arbeitsumgebungen, sondern es kommen auch immer mehr Trends hinzu, wie etwa Virtual Production oder KI. Wie gehen Sie im Team mit diesen Neuerungen und der Vielfalt der Themen um, die sie möglicherweise bei künftigen Projekten berücksichtigen müssen?
Matthias Letsch:
Generell sind wir an Neuerungen sehr interessiert und relativ leicht von neuen technischen Ansätzen zu begeistern. Wir sind zum Glück im Team auch recht differenziert aufgestellt, sodass jeder einen eigenen Interessenschwerpunkt mitbringt und wir dann gemeinsam Themen unter verschiedenen Gesichtspunkten besprechen können.
Um über den Tellerrand hinauszuschauen, nehmen wir uns auch die Zeit, uns weiterzubilden, sei es auf Messebesuchen oder durch die Teilnahme an Workshops. Es gehört einfach dazu und es gibt immer etwas Spannendes zu entdecken.
Beatrice Sandow:
Zu unserer Arbeit gehört auch ein Gespür für Trends. Denn wir versuchen natürlich, neue Themen immer etwas schneller als der Kunde anzugehen. Möglichst also, wenn das erste Mal begonnen wird, darüber zu reden. Dann dauert es meist noch, bis über Investitionen nachgedacht wird. Bis dahin haben wir uns dann schon in die neue Materie eingearbeitet.
Wenn ich unsere Themenfelder heute mit unseren Anfängen bei CONFACTS vergleiche, haben sie sich schon sehr gewandelt und dieser Wandel ist uns sehr gut gelungen.
Wir sehen eine immer engere Verzahnung zwischen Broadcast- und IT-Themen. Was würden Sie Berufsstartern, die ins Consulting-Geschäft wollen, mit auf den Weg geben? Wird Broadcast-Know-how künftig überhaupt noch in dem Maße gefragt sein?
Matthias Letsch:
Die Verzahnung zwischen Broadcast und IT ist natürlich gegeben und wird immer enger werden. Aber Broadcast-Know-how bedeutet ja nicht nur „grüne Kabel“, es geht darum, Workflows zu verstehen: Wie funktionieren der Schnitt und die Produktion von Filmen und Serien, wie das Playout usw. Es geht um die gesamten dahinterliegenden Audio- und Videoprozesse.
Matthias Letsch
Und dieses Wissen muss immer aktuell gehalten werden. Dazu braucht es Freiraum, um sich entsprechend weiterzubilden. Wir haben zum Beispiel einen Kollegen, der aus der IT kommt und uns dahingehend auf dem Laufenden hält, während wir ihm mit unserem AV-Wissen weiterhelfen können. Das ergänzt sich sehr gut.
Als Consultant darf man nie lernmüde werden, sowohl was die Situation mit den einzelnen Kunden angeht, als auch in Sachen Technik. Und man muss Geduld mitbringen, das ist fast noch wichtiger als die eigentlichen Lerninhalte im Studium.
Beatrice Sandow:
Nichtsdestotrotz ist das „grüne Kabel“ immer noch klassisches Brot-und-Butter-Geschäft. Es wird momentan noch viel traditionell mit SDI umgebaut und erneuert. Das Thema wird uns also noch eine ganze Weile begleiten.
Sie bieten ja aktuell einen Platz für eine Bachelorarbeit an zum Thema „Entwicklung einer Softwareoberfläche für CasparCG“.
Matthias Letsch:
Ja, dieser Platz ist auch leider immer noch vakant. Für uns als kleines Unternehmen ist es in der momentanen Situation nicht einfach, denn die Studierenden suchen in der Krisenzeit nach einer „sicheren Bank“ und meinen, diese eher bei den großen Unternehmen zu finden. Wobei das ein Trugschluss sein kann, wie wir jetzt bei den großen Tech-Konzernen in Silicon Valley gesehen haben, die massenhaft Mitarbeiter entlassen haben.
Beatrice Sandow:
Bei uns sind Eigeninitiative und die selbständige Strukturierung der Inhalte gefragt. Dafür muss man bereit sein. Eigene Vorschläge zu Bachelorarbeiten sind deshalb natürlich auch sehr willkommen.
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Sie haben auf Ihrer Website ja auch eine Extra-Rubrik „Fun“. Wie wichtig ist denn der Humor im Team der CONFACTs?
Beatrice Sandow:
Der Spaß spielt schon eine große Rolle, denn wir sind nur als Team stark, das macht uns aus.
Matthias Letsch:
Dem kann ich nur zustimmen. Ein guter Umgang miteinander ist extrem wichtig, denn wir arbeiten sehr eng zusammen, da muss es auch in der persönlichen Kommunikation stimmen.
-AB
Teaserbild: Gerd Altmann, Pixabay
Portraits: CONFACTs GmbH