„Neue Standards setzen“

Thorsten Prohm, Chief Technical Officer WELTN24 (Copyright: Anne Hufnagel/WELTN24 GmbH)

Thorsten Prohm, Chief Technical Officer WELTN24, im Interview über das Gewinnerprojekt des IT-Innovationspreises 2022 der FKTG.



Das Team von WeltN24 wurde mit dem IT-Innovationspreis der FKTG ausgezeichnet. Was bedeutet dieser Preis für Sie und das gesamte Team? 

Wir freuen uns sehr über den Preis. Mit dem Planungsbeginn für unsere Studios im Axel-Springer-Neubau war es unser Bestreben, das zum damaligen Zeitpunkt schon sehr effiziente technische System weiter zu optimieren. Die Umsetzung sollte auf einer zukunftsfähigen technischen Plattform erfolgen und dabei einen höchstmöglichen Grad an Stabilität bieten. Um dies zu erreichen, war es notwendig, die Planung mit technischem Weitblick, einer gesunden Portion Selbstvertrauen, aber auch mit dem notwendigen Maß an Demut anzugehen.

Ich bin in der glücklichen Situation, ein Team an Spezialisten zu haben, die all diese Kompetenzen mit in die Planung eingebracht haben. Somit konnten Nachrichtenstudios konzipiert werden, die aus technischer Sicht nicht nur State-of-the-Art sind, sondern auch neue Standards setzen.
 


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Das Team von WELTN24 bei der Verleihung des FKTG IT Innovationspreises 2022

Verleihung des IT-Innovationspreises 2022 der FKTG:


 

Was war die Ausgangsbasis/Zielsetzung für Ihre Überlegungen zur technischen Umsetzung des Projekts?

Als wir 2017 mit den ersten Überlegungen begonnen haben, haben wir den Schwerpunkt auf die Entscheidung gelegt: entweder einen Sender im klassischen Sinne auf SDI-Basis oder mit der damals neuartigen und kaum bekannten Technologie SMPTE2110 zu realisieren. 

Während dieser Phase haben wir einige Sender besucht, die bereits ihre Erfahrungen mit IP-basierter Technik gesammelt haben. Hier konnte ich viele Gespräche führen und wichtige Eindrücke gewinnen.

Dann ging es darum, Farbe zu bekennen. Wir haben Vor- und Nachteile abgewogen und sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir vom Planungsstart bis zum Go-Live mehr als zwei Jahre haben und darauf gesetzt, dass die Zeit reicht, um ein funktionierendes Set-up mit 2110 an den Start zu bekommen. Auf Grundlage dieser Entscheidung haben wir eine Ausschreibung für einen Systemintegrator in den Markt gegeben, der uns bei unserem Vorhaben unterstützt. 

Letztlich war es Qvest, die uns versicherten, mit 2110 die richtige Entscheidung getroffen zu haben und uns zusicherten, unser Vorhaben mit allen Kräften zu unterstützen. 

Die Vorgaben der WELT-Geschäftsführung waren sehr klar und transparent: Das vorgegebene Budget darf nicht überschritten werden, es muss ein sicherer Nachrichtenbetrieb ohne Sendeausfälle garantiert werden und die drei folgenden Grundsätze müssen eingehalten werden - Stabilität, Stabilität, Stabilität.

Gab es beim finalen Konzept grundlegende Änderungen gegenüber der ursprünglichen Planung?

Wir konnten eine intensive Planungsphase zu Beginn des Projektes realisieren, die uns sehr gut vorbereitet hat, sodass keine grundlegenden Änderungen notwendig waren. Natürlich kamen Anpassungen, welche sich im Rahmen der Detailplanung, aber auch während der Implementierung ergeben haben. An unserem grundlegenden Konzept und den Systementscheidungen konnten wir allerdings festhalten. 

Das Studioprojekt wird ja quasi als eine „Blaupause“ für eine erfolgreiche Umstellung auf IP und automatisierte Workflows gesehen; andere Sender ziehen nun nach. Im Rückblick: War es die richtige Entscheidung voll auf Risiko zu gehen und eine Pionierleistung zu erbringen? Was hätten Sie sich im Nachhinein ggf. anders gewünscht?

Es war absolut die richtige Entscheidung! Trotz einiger Risiken im Projekt und unvorhersehbaren Ereignissen konnten wir mit unseren Teams und Qvest, den ersten Sender Deutschlands auf der Basis von SMPTE2110 pünktlich zum Go-Live aufbauen – zumindest fast pünktlich. Ein Grund war die Corona Pandemie, die uns leider eine Verzögerung von sechs Monaten und eine Herausforderung nach der anderen einbrachte. Mal eben musste der komplette vorhandene Sendebetrieb auf Home-Office umgestellt werden. Meetings wurden virtuell. Ressourcen- und Lieferengpässe gehörten auf einmal zu unserem Tagesgeschäft.

Wir würden grundsätzlich den Weg erneut gehen, dann aber gern mit noch mehr Erfahrungen.

Es wird von verschiedenen Seiten die Notwendigkeit zur stärkeren Zusammenarbeit im TV-Bereich betont, um als TV-Sender wettbewerbsfähig zu bleiben. Wie ist Ihre Sichtweise hierzu? Welche Impulse braucht der Bewegtbildmarkt in Deutschland?

Wir haben gerade erfolgreich den Sendestart einer neuen Auftragsproduktion realisiert: WELT produziert für Servus TV Deutschland seit dem 9. Januar 2023 werktäglich eine Magazin- und Nachrichtensendung sowie am Wochenende Nachrichten. Technisch wird dies alles auf unserem Grundkonzept – 2110, Bildmischerloser Workflow, Automation – realisiert. Für mich gibt es keine bessere Anerkennung unserer existierenden technischen Basis als die Produktion weiterer Programme in unseren Studios. 

Welche Ziele haben Sie mit WELTN24 für 2023?
Unser Ziel als Unternehmen ist es, unsere Position als Marktführer bei der Studiotechnik weiter auszubauen. Wir versuchen kontinuierlich neue technologische Maßstäbe in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern zu setzen. 

-AB
Bild Thorsten Prohm (Copyright: Anne Hufnagl/WeltN24 GmbH)