Connected TV: „Große Dynamik für die gesamte Branche“

Carine Chardon, Deutsche TV-Plattform

Carine Léa Chardon, Geschäftsführerin der Deutschen TV-Plattform, im Interview über die Connect! The Future of TV Conference & Awards und aktuelle Pläne.


Am 31. Mai fand die 7. Auflage von Connect! The Future of TV Conference & Awards  statt. Welche Eindrücke hat das Event allgemein hinterlassen?

Zunächst einmal war es toll, sich endlich wieder persönlich zu treffen. Pandemiebedingt hatten sich Expertinnen und Experten aus der Branche lange nicht gesehen. Man hat die Begeisterung der Menschen, direkt miteinander ins Gespräch zu kommen und zu networken richtig gespürt. 

Das inhaltliche Programm hat dann sehr viele verschiedene Aspekte zum Thema Connected TV aufgegriffen und neue Impulse gegeben. Die Veranstaltung hat gezeigt, dass Video enormes Potenzial für Inhalteanbieter, Plattformen, Ad-Tech-Anbieter und Werbungtreibende bietet. Die Gewinner unseres Connect! Awards sind Paradebeispiele, wie modernes und interaktives Fernsehen aussehen kann und welcher Mehrwert für Zuschauer kreiert wird. Alles in allem war es aus meiner Sicht eine inspirierende Veranstaltung.


Welche Fokusthemen wurden adressiert bzw. von den Besucherinnen und Besuchern diskutiert?

Es ging um die Entwicklung insgesamt. Connected TV birgt ja eine große Dynamik für die gesamte Branche. Entsprechend weit umspannt und vielseitig war daher auch das Themenspektrum – von technischen Standards über Formate bis hin zu Geschäftsmodellen. 

In Sachen Content ging es zum Beispiel um die Vielfalt der Angebote und die entsprechenden Darreichungsmöglichkeiten. Dazu wurden dann entsprechende Geschäftsmodelle sowie Refinanzierungsmodelle vorgestellt und diskutiert.

Worum ging es im Intro-Talk mit Martin C. Körner (MEKmedia GmbH) und Stefan Sutor (Medien Bayern GmbH)?

Wir haben über den sehr lebendigen Medienstandort Bayern gesprochen. Gerade in Bayern sind sehr viele Medienunternehmen angesiedelt. Das Thema hat uns über die gesamte Veranstaltung intensiv begleitet.

Wir haben zudem die technologische Entwicklung von Connected TV beleuchtet und die   Dynamik herausgearbeitet, die in diesem Thema steckt. Dadurch konnte auch die inzwischen 7. Veranstaltung von Connect! neue Aspekte und Ideen hervorbringen, etwa zum Thema NFT Trading über den „großen Bildschirm“.


Bei den Smart TV Awards hat die ARTE App in gleich zwei Kategorien gewonnen. Eine Überraschung?

Das war wirklich etwas überraschend, auch für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, zumal wir ja in diesem Jahr noch deutlich mehr Einreichungen hatten, die Konkurrenz um die Preise also größer war. Aber es unterstreicht, dass für unsere unabhängige Jury am Ende nur die Qualität zählt, sie hat sich intensiv mit den einzelnen Beiträgen auseinandergesetzt.


Allgemein scheint es, dass die deutschen Anbieter selbstbewusster gegenüber der Konkurrenz aus Übersee geworden sind?

Ja und nein. Die deutschen und europäischen Programmanbieter setzen den internationalen Wettbewerbern natürlich  etwas entgegen. Sie sind dabei durchaus erfolgreich, heute gibt es wesentlich mehr Angebote als noch vor einigen Jahren. Auch hat der Markteintritt von Netflix, Disney und co. dafür gesorgt, dass Streaming- und Pay- Angebote insgesamt viel besser akzeptiert werden. Das war ja, gerade in Deutschland aufgrund des sehr starken Free TV Programms, lange nicht der Fall. 

Dabei darf man nicht übersehen, dass der Wettbewerb weniger von anderen Content-Anbietern her droht - hier gilt eher die Maxime „Konkurrenz belebt das Geschäft“-  als von Betriebssystemen, die für alle Inhalte-Plattformen entscheidend sind. Deren Marktmacht und zunehmend globale Bedeutung - etwa für die Auffindbarkeit von Inhalten - ist auch den neu im Medienstaatsvertrag aufgenommenen „Plattformen“ weit überlegen. Bei aller Zuversicht angesichts des sehr lebendigen Marktes für Contentangebote muss man bzw. die Aufsichtsbehörden hier sehr genau hinsehen. 

Sa., 11.06.2022 - 10:52

Welche Themen stehen für die DTVP als nächstes an?

Die Phase der Einführung „großer“ Standards und und neuer Technologien wie DVB-T2 HD oder HbbTV, die wir ja begleitet haben, ist im Moment vorbei. Jetzt geht es mehr um die vielleicht kleineren, aber im Kern auch sehr wichtigen Themen, bei denen man mehr in die Tiefe gehen muss. 

Wichtige Themen derzeit sind etwa Metadaten, ADB2 oder auch DVB-I: Was verstehen wir unter DVB-I, was bedeutet das für die verschiedenen Stakeholder, wie und mit welchen Szenarien ließe sich das einführen, etc? Hier nehmen wir, wenn man so will, wieder unsere Paraderolle ein und schaffen Transparenz für alle Marktteilnehmer hinsichtlich der Potenziale, skizzieren die Mehrwerte für den Endkunden, und stellen mögliche Ansätze und Szenarien zur DVB-I-Implementierung im deutschen Markt sowie die Interessen und Sichtweisen der Marktteilnehmer dar. Dazu soll demnächst ein Themenpapier veröffentlicht werden.  


Welche weiteren Veranstaltungen sind geplant?

Hinsichtlich der Qualitätssicherheit wird Ende Juni wieder ein Plugfest in London zum Thema UHD und 4K sowie HbbTV stattfinden. 

Besonders freuen wir uns auf die fünfte Ausgabe unseres Event-Formats Media Innovation Platform am 5. Juli in Berlin. Dort dreht sich unter dem Motto “Going Green” alles um Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Wir beleuchten die Möglichkeiten unserer Branche, entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Produktion, über die Distribution bis hin zum Empfang von audiovisuellen Medien – einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten, etwa durch Reduktion des CO2-Ausstoßes, mehr Energieeffizienz, Müllvermeidung und Recycling. Mehr Informationen finden Interessierte auf unserer Webseite tv-plattform.de, dort kann man sich auch kostenlos anmelden. Das wird eine sehr interessante Veranstaltung mit vielen Experten und spannenden Vorträgen.

-AB
Bild: Carine Chardon, Deutsche TV-Plattform