Brücken bauen zwischen Film und Fernsehen

Jan Froehlich

Ein Interview von Angela Bünger mit dem neuen Regionalgruppenleiter Prof. Dr. Jan Fröhlich über Ziele für die FKTG Community in Stuttgart, Herausforderungen im Hochschulbetrieb und darüber, was Film und Fernsehen voneinander lernen können.


Wie lange bist Du schon FKTG-Mitglied und was hat Dich zur Mitgliedschaft bewogen?

Ich bin seit 2004 Mitglied der FKTG. Damals war die FKTG-Fachtagung in Koblenz und mein damaliger Dozent und Mentor an der HdM, Professor Axel Hartz, den ich ja jetzt auch als Regionalgruppenleiter für die Region Stuttgart beerben darf, sagte mir „da musst Du hin“. Ich habe seinen Rat befolgt und es nicht bereut.

Auf der Fachtagung konnte ich viele von mir hoch geschätzte Experten live erleben, zum Beispiel Franz Kraus bei seiner Keynote. Das hat mich sehr beeindruckt und ich bin direkt nach der Fachtagung beigetreten. Jetzt liegt es an mir, Studierende davon zu überzeugen, sich in der FKTG zu engagieren, ganz so wie es Axel Hartz damals bei mir und meinen Mitstudierenden gemacht hat.

Stichwort Übernahme der FKTG-Regionalleitung in Stuttgart: Was möchtest Du in dieser Funktion erreichen?

Eines der primären Ziele von Stefan Rettner und mir ist natürlich, die aktive regionale Community hier in Stuttgart und Umgebung weiterhin attraktiv zu halten, und zwar sowohl für Studierende aller Stuttgarter Hochschulen als auch für diejenigen, die schon im Beruf stehen und eine Regionalveranstaltung in ihrer knapp bemessenen Freizeit besuchen.

Dafür ist es wichtig, spannende Speaker zu gewinnen, auch internationale Experten. Technologieentwicklung findet heute mehr denn je länderübergreifend statt, nicht nur in den USA, auch in Asien sind wesentliche Player, die wir mit einbeziehen müssen.

Dank moderner Konferenztechnik ist es ja inzwischen sehr einfach geworden, schnell mal einen Experten aus Hollywood via Video Call zuzuschalten. Das ist ein Gewinn für ein Event und motiviert auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Du bist ja vor kurzem mit einem festen Lehrauftrag an Deine Alma mater, die HdM, zurückgekehrt. Wie ist es, jetzt auf der anderen Seite zu stehen?

Es ist schon ein bisschen komisch, jetzt plötzlich „endgültig“ die Seiten gewechselt zu haben, wenn man gefühlt gerade selbst erst mitten im Studium steckte. Doch gleichermaßen ist alles auch sehr vertraut, denn ich war ja eigentlich nie wirklich weg. Auch nach meinem Studium und während meiner beruflichen Tätigkeit in der Industrie war ich immer wieder für verschiedene Lehraufträge in Stuttgart.

Wir haben hier wirklich das Privileg, quasi einen „Sandkasten“ vorzufinden, der es uns erlaubt, die Studieninhalte aktiv mitzugestalten und den Studierenden attraktive Bedingungen zu bieten, mit modernen Themen und Mitteln. Ich sehe es dabei auch als eine wichtige Aufgabe an, Kooperationen mit Unternehmen und Startups zu initiieren, damit wir als Hochschule den Ausbildungsauftrag unserer Studierenden bestmöglich erfüllen können.

Wie siehst Du die aktuelle Entwicklung im Medienbereich im Hinblick auf die Hochschulausbildung? Muss sich an den Lerninhalten künftig etwas ändern?

Gerade für die Fachhochschulen in Deutschland ist die Situation nicht einfacher geworden. Wir wollen einerseits auch als Fachhochschule das Promotionsrecht erhalten, dafür benötigen wir promovierte Lehrkräfte. Andererseits haben wir den Anspruch, unsere Studierenden auch praktisch auszubilden, besonders in den Bachelor-Studiengängen. Dafür sind Praktiker gefordert, die in Unternehmen und Rundfunkanstalten tätig sind. Doch diese dürfen wir nicht mehr berufen, damit das Promotionsrecht nicht gefährdet ist.

Gleichzeitig ist auch die berufliche Ausbildung in den Medienbetrieben stark rückläufig, die Studierenden kommen also mit weniger Praxiserfahrung zu uns. Das ist ein schwieriges Spannungsfeld, für das es bislang keine einheitliche Lösung gibt.

Was sind die Technologie-Themen, die Dich aktuell bewegen, im eigenen Fachbereich und darüber hinaus?

Mein Steckenpferd bleibt natürlich HDR und WCG. Ein Thema, dass mich begeistert, seitdem ich das erste Mal vor etwa 20 Jahren im Kino einen Film erleben durfte, der mit den Möglichkeiten der Filmkopie-Dichte spielte. Und auch meine ersten beruflichen Schritte bei CinePostproduction führten mich in Richtung Film. Bei ARRI durfte ich dann die Weiterentwicklung der Amira-Kamera begleiten, und habe darüber mehr und mehr auch den TV-Bereich kennengelernt.

Mein Ziel ist es, beide Welten, Film und Fernsehen, miteinander zu verbinden, denn sie können viel voneinander lernen. So werden im TV aktuell erfolgreich visuelle Konzepte aus der Filmwelt adaptiert, wie Super35 Tiefenschärfe oder selektiv eine temporale Auflösung von 25 Bildern pro Sekunde statt 50 B/s einzusetzen. Wiederum sind einige Dinge, die im TV bereits seit Jahren verwendet werden, wie die DMX-Steuerung für Scheinwerfer, am szenischen Filmset neu und spannend.

Dieser direkte Austausch und das Verstehen des jeweils Anderen sind gerade in der heutigen Zeit unerlässlich. Das gilt auch für das hochaktuelle Thema Virtual Production. „The Mandalorian“ mit seiner Echtzeit-Virtualisierung des Filmsets hat diesbezüglich Maßstäbe gesetzt, die uns auch in Zukunft in Film und Fernsehen weiter begleiten werden.

Zur Person

Prof. Dr. Jan Fröhlich lehrt an der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart im Studiengang Audiovisuelle Medien in den Fachgebieten Kameratechnik, Bildschirm- und Projektortechnik sowie Postproduktion. Seine Forschungsschwerpunkte sind High Dynamic Range, Gamut Mapping, Tone Mapping, Color Grading und Color Management. Vor seiner Berufung an die HdM war er als Senior Image Scientist bei Arnold & Richter Cinetechnik GmbH & Co. Betriebs KG (ARRI) München und für Dolby Laboratories tätig, wo er an der Entwicklung des ITU Rec.2100 ICtCp Farbraums und der Dolby Vision HDR und WCG Content Distribution Plattform beteiligt war. Vor seiner Promotion war er Technischer Leiter bei der CinePostproduction GmbH in Deutschland.

-AB